Skandale rund um den Datenmissbrauch, wie zuletzt mutmaßlich von Cambridge Analytica betrieben, führen immer wieder zu Negativmeldungen hinsichtlich Facebook. Aber auch die Frage Ist WhatsApp illegal? sorgte zuletzt wieder zu Daten-Debatten rund um den Facebook-Konzern, zu dem WhatsApp Inc. seit nunmehr 2014 gehört. Deshalb kommen aktuell von Nutzern, Datenschützern sowie auch ehemaligen Mitarbeitern der sozialen Netzwerke und Messenger Aufrufe wie #deletefacebook (Löscht Facebook!) und #deletewhatsapp (Löscht WhatsApp!). Was denkt ihr zum Thema – sollte und kann man die Konten einfach löschen und sich von den Kommunikationswerkzeugen verabschieden?
Kapitel in diesem Beitrag:
Was ist da eigentlich los?
Vor ein paar Tagen kam heraus, dass die Datenanalysefirma Cambridge Analytica, mit der Facebook zusammengearbeitet hat, Daten von rund 50 Millionen Nutzern veruntreut haben soll. Das soll schon vor vier Jahren geschehen sein. Zudem sollen die Daten beim Wahlkampf von Donald Trump 2016 genutzt worden sein, wie CNET berichtet. Facebook und der Gründer Mark Zuckerberg stellen sich als Opfer in der Affäre dar; es gibt aber auch Gegenstimmen. Für die User im Grunde egal, da die Daten so oder so nicht mehr als sicher angesehen werden können. Deshalb rief unter anderem Brian Action, der Gründer von WhatsApp, über Twitter seine Follower dazu auf, die Facebookkonten zu löschen:
It is time. #deletefacebook
— Brian Acton (@brianacton) 20. März 2018
Einen umfangreichen Kommentar zum Thema gibt es von Arwa Mahdawi auf der Webseite von The Guardian. Hier wird aber nicht nur die persönliche Meinung der Autorin dargestellt, sondern es werden auch Berichte und Quellen genannt, die sich sachlich mit dem Thema auseinandersetzen. Zum Beispiel dieser Bericht des Guardian, der noch einmal ausführlich die Beziehung von Datenklau und Trump-Wahlkampf aufzeigt.
Recht unsicher in der ganzen Thematik, oder vielleicht auch nur überfordert, zeigte sich Mark Zuckerberg, der Facebook als Teenager ohne Datenschutz-Ambitionen ins Leben rief. In einem Interview sagte er kürzlich, so berichtet iFun, dass er sich nicht sicher sei, ob man das soziale Netzwerk nicht von staatlicher Seite her regulieren sollte. Weitere Aussagen von Zuckerberg gibt es in seinem Post zum Thema sowie in diesem Interview, in dem er den Fall aus seiner Sicht beschreibt und die internen Konsequenzen, die sich aus dem Fall ergeben, aufzeigt:
Mein Bezug zu #deletefacebook und #deletewhatsapp
Ich muss sagen, ich bin auch drauf und dran, mein Profil bei Facebook zu löschen. Die Tatsache, dass man aber seine Daten sowieso schon dort hinterlegt hat und diese sicherlich auch langfristig dort genutzt werden, lässt mich an der Wirkung zweifeln. Dazu müsste man konsequenterweise auch WhatsApp löschen, denn dass die Daten hier gemeinsam genutzt werden, liegt nahe und ist trotz mehrfacher Beteuerung von Mark Zuckerberg trotzdem nachweisbar passiert. Durch das Löschen der einzelnen Accounts würde man aber zumindest zukünftige Daten nicht mehr zur Verfügung stellen.
Auf Facebook könnte ich im Hinblick auf die beiden Anbieter noch eher problemlos verzichten. Das nutze ich sowieso kaum. Aber WhatsApp ist ein Kommunikationskanal, der mittlerweile Formen wie eine Telefonnummer angenommen hat. Alleine für die Freizeitbeschäftigung meiner Kinder bin ich in fünf WhatsApp-Gruppen. Ist man da nicht dabei, verpasst man Termine, Absagen und vieles mehr. Gleiche Erfahrungen machen vielleicht auch Nutzer von Facebook, die dort in einzelnen Gruppen den Austausch mit anderen gefunden haben, den sie ohne die Plattform missen würden.
Darum meine Frage an euch: Wie geht ihr mit dem Aufruf #deletefacebook um? Und wie sinnvoll findet ihr den #deletewhatsapp Aufruf?
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Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.
Entschuldige/t, es ist doch nicht schwer zu wechseln. Seit doch mal konsequent und tut nicht so, als gäbe es nur FC und WÄpp.
Tolle Alternative: Signal. Auch als Desktop Version.
Sonnigen Gruß
Simone
Nun ja, da sehr viele primär diese beiden Netzwerke nutzen sehe ich es einfach so. Wieso löschen und sich abkapseln?
Ich hab versucht Alternativen in meinem Umfeld zu nutzen (Threema, usw.) und hab es aufgegeben.
Problem dabei ist nur, dass die meisten zu bequem sind Alternativen zu nutzen, bzw. sich die Mühe machen sich zu informieren. Wieso über Datenschutz Gedanken machen. Das könnte doch unbequem werden und Aufwand bedeuten, oder?
Was soll ich dann allein bei anderen Anbietern?
Zum Boykott aufrufen ist eine Sache, nur macht sich dabei niemand die Arbeit dann im Gegenzug bessere Alternativen zu pushen und zu supporten, damit diese dann in die flache gehen.
Ws den Datenschutz angeht, sehe ich es pragmatisch. Wer was zu mir wissen will erfährt es auch irgendwie. Wenn ich mich im WWW bewege, egal in welcher Form und meine ich bin absolut sicher und nicht transparent, der lebt aus meiner Sicht schon ein wenig in seiner eigenen kleinen naiven heilen Welt.
Ein wenig den gesunden Menschenverstand einschalten wirkt manchmal Wunder wie ich meine.
Grüße
Stefan
Statt sich mit Boykott von etwas weg zu bewerten; Vielleicht ist es einfach mal ein Anlass, Menschen wieder Vis a vis oder telefonisch zu sprechen und den tragbaren Minicomputer mal bei Seite zu lassen. Es vermeidet Gefahren durch Unaufmerksamkeit, ein Doppelkinn und Kurzsichtigkeit. Dafür trainiert es, unverfälschte Gesichtsausdrücke und Stimmlagen richtig zu deuten :)
WhatsApp habe ich auf dem privaten Telefon verweigert, weil ich die Telefonnummern, die mir im Vertrauen gegeben wurden nirgendwohin hochladen möchte. (Keiner gibt mit der privaten Mobilnummer ein Einverständnis ab, dieses zu erlauben!)
Die Optionen (iMessage, Threema, Signal, Telegram) kosten wenig bis nichts und wer den Aufwand und die MB für die Installation auf dem Smartphone scheut, muss nicht auf diesem Wege mit mir kommunizieren. Umgekehrt muss ich nicht alles mitmachen, weil es alle machen.
Hallo Robert! Ja, sicher gibt es diese Optionen und Alternativen. Aber wenn von deinen Bekannten kaum einer die Apps nutzt, dann hilft es nichts, wenn du wechselst. Ich hoffe, dass es mal Anbieter gibt, die nicht als Geschäftsinhalt haben, die ausgetauschten Daten zu scannen und für Werbezwecke zu nutzen. Ich würde gerne einen Monatsbetrag zahlen, wenn ich wüsste, dass es dann eine Alternative gibt, die auch weite Verbreitung hat. Aber aktuell zeichnet sich da nix ab. :D
Doch, die hören genauso wie bei Rechnern oder anderer Technik auf mich, und wenn sie dafür eine zusätzliche App installieren :-)
Eine Übersicht der einzelnen Geschäftsmodelle nebeneinander finde ich nirgends und die einstige Empfehlung von eff.org war demnach zu stark vereinfacht (https://www.eff.org/deeplinks/2018/03/why-we-cant-give-you-recommendation).
Die Monokultur der “Erstgeborenen” bergen Risiken und sollte besser verhindert werden. (-> Hörbuch Qualityland stellt das sehr unterhaltsam dar.). Die Apps wiegen nicht viel und wenn eine der vertrauenswürdigen Apps nur von einem Freund genutzt wird, ist die Installation eigentlich keine Frage mehr. Die wesentlichen Funktionen sowie copy/paste sind gegeben, man hat Alternativen griffbereit und beim Einbruch bei einem Dienstleister wird nicht meine ganze Kommunikation abgegriffen.
Hallo Robert! Danke für deine Hinweise und Links. Da hast du schon recht. Leider “hören” bei mir nicht alle auf mich. Problematisch sind zB auch Whatsapp-Gruppen, die wir hier für ganze Klassenverbände der Schule haben. Hier zu schaffen, dass alle Eltern einen anderen Messenger nutzen, würde nur klappen, wenn der Initiator der Gruppen das vorgeben würde. Bei einzelnen Freunden, sehe ich da auch kein Problem. Das bekommt man schon hin… und Qualityland höre ich mir mal an. Ich bin eh Fan vom Känguru. ;-)