Für die Wärmeübertragung von CPU oder GPU an den Kühler im Computer und Laptop kommt eine sogenannte Wärmeleitpaste zum Einsatz. Davon gibt es verschiedene Arten – mit Zinkoxid, Aluminium, Silber, Graphit oder auch Gallium. Letzteres ist ein Flüssigmetall, dessen Schmelzpunkt bereits bei ca. 30°C liegt. Dadurch, dass der Siedepunkt erst bei 2400°C erreicht wird, verfliegt das Material nicht und ist lange haltbar. Jedoch ergeben sich auch ein paar Nachteile, aufgrund derer der Einsatz nur für fortgeschrittene Computer-Bastler empfohlen wird. Im Folgenden findet ihr alle Informationen zu Flüssigmetall-Wärmeleitpaste, auch aus Indium.
Kapitel in diesem Beitrag:
Flüssigmetall-Wärmeleitpaste: Vorteile und Nachteile
Der größte Vorteil von Flüssigmetall-Wärmeleitpasten ist natürlich die vergleichsweise hohe Wärmeleitfähigkeit. Wo andere Pasten mit Graphit, Zink, Silber und Co. meist nur einen Maximalwert von 10 W*m-1*K-1 erreichen bzw. noch darunter liegen, kann eine Flüssigmetall-Wärmeleitpaste ca. 30 bis 80 W*m-1*K-1 erreichen oder sogar noch darüber liegen. Gallium selbst hat eine Wärmeleitfähigkeit von 29 W*m-1*K-1 (Quelle). Gerade beim Übertakten oder anderweitigen Auslasten von Prozessor und / oder Grafikkarte kann sich dieses Plus an Wärme-Abtransport auszahlen.
Allerdings gibt es auch einige Nachteile zu beachten, besonders wenn man zum ersten Mal Wärmepaste zwischen Prozessor und Kühlung bringt. So ist Flüssigmetall-Wärmeleitpaste elektrisch leitend und sollte daher keinesfalls auf ein Bauteil, eine Leitung, aufs Motherboard oder dergleichen geraten. Ein sauberes Auftragen ist also essentiell. Außerdem reagiert Gallium mit Aluminium, weshalb die Paste nicht direkt mit dem Alu-Kühlkörper in Kontakt kommen darf. Passiert dies, führt die Flüssigmetall-Wärmeleitpaste dazu, dass das Aluminium spröde wird, an Kühlwirkung verliert und vielleicht sogar reißt bzw. bricht.
Gallium oder Indium?
Neben dem bereits benannten und beschriebenen Gallium kann in einer Flüssigmetall-Wärmeleitpaste auch Indium vorkommen. Das silberweiße Schwermetall hat eine Wärmeleitfähigkeit von 81,6 W*m-1*K-1 (Quelle) und ist daher bei Profianwendern, Server-Bastlern und Freunden der Übertaktung noch beliebter als Gallium. Ob ihr aber wirklich eine so „starke“ Paste zwischen CPU respektive GPU und Kühlung benötigt, das hängt letztlich von der Computer-Nutzung ab. Der Büro-Rechner hat sicherlich keine so große Wärmeentwicklung wie der bis an die Grenzen ausgereizte Gaming-PC.
Habt ihr eine hardwaretechnisch gute Maschine, mit der ihr „nur“ Office-Aufgaben erledigt, E-Mails lest und schreibt sowie per Internetbrowser Webseiten abruft, dann ergibt das keine große Last. Wird der Rechner mit der Zeit langsam und streikt schon beim Hochfahren, dann kann das daran liegen, dass die alte Wärmeleitpaste spröde geworden ist und bröselt. Dann ist sie nicht per se minderwertig, sondern muss nur erneuert werden. Baut ihr euch hingegen selbst einen neuen PC zusammen, der Grafik-, Video-, Gaming- und andere rechenaufwändige Aufgaben erledigen muss, dann können Gallium- oder gar Indium-Pasten eine gute Investition sein.
Thermal Grizzly und weitere Flüssigmetall-Wärmeleitpaste
Wenn es um Flüssigmetall-Wärmeleitpaste auf Amazon geht, dann ist die Marke Thermal Grizzly bekannt und beliebt. Für 9,99 EUR bekommt man 1 Gramm des Wärmeleiters in einer Spritze zum Auftragen. Zudem sind im Lieferumfang Reinigungspads zum Reinigen des CPUs vorm Auftragen der Paste, ein Verschluss für die Spritze und Tupfer zum Reinigen enthalten. Die Lieferung ist kostenlos, der Express-Versand möglich. Enthalten ist u. a. Indium, in der Produktbeschreibung heißt es: „Thermische Leitfähigkeit 73 W/mk“.
Wenn ihr auf Produkte schwört, die per Amazon Prime angeboten werden, dann gibt es auch noch diese Paste von Coollaboratory. Sie kostet 12,19 EUR und hat ebenfalls viele sehr gute sowie gute Bewertungen. Allerdings gibt die Produktbeschreibung keine wirklich nützlichen Informationen her; aus den Kundenfragen und -antworten der Seite geht aber hervor, dass Gallium enthalten ist. Falls ihr also nicht die „Thermal Grizzly“-Leistung von Indium benötigt, könnt ihr auch hier zugreifen…
ARCTIC MX-4 Wärmeleitpaste (ohne Metall) als Alternative
Falls ihr euch nach den obigen Ausführungen nicht an Wärmepaste mit flüssigem Metall herantraut, dann könnte die ARCTIC MX-4 Edition 2019 eine Alternative für euch sein. Wie sie aussieht und wie man sie aufträgt, das gibt ein Video auf der Produktseite wieder. Der große Vorteil dieser Paste mit Kohlenstoff-Mikropartikeln: sie ist metallfrei und nicht elektrisch leitend, und damit gerade für Anfänger und vorsichtige Anwender geeignet. Der Hersteller verspricht zwar „extrem hohe Wärmeleitfähigkeit“ und schreibt „besser als Flüssigmetall“; der angegebene Wert liegt allerdings bei lediglich 8,5 W/mk.
Für viele wird dies aber sicher reichen. Der Hersteller gibt eine Lebensdauer von mindestens 8 Jahren an, da kein spröde werdendes Silikon enthalten ist. Die Gefahr von Kurzschluss oder der Korrosion des Aluminium-Kühlkörpers wie bei einer falsch angewendeten Flüssigmetall-Wärmeleitpaste ist außerdem nicht gegeben. In 5-Sterne-Bewertungen von Nutzern ist zudem von einer deutlichen Hitze-Reduzierung (bis zu 20°C unter Last) die Rede. Die meisten wenden die Paste in PC oder Laptop an, andere aber auch im 3D-Drucker oder in der PlayStation 4. Falls ihr euch also nicht an flüssiges Metall als Bestandteil ran traut, sollte die ARCTIC MX-4 Edition 2019 etwas für euch sein. ;-)
Wenn ihr noch am Grübeln seid, welche Wärmeleitpaste für euch die empfehlenswerteste ist, dann hilft euch vielleicht mein Artikel über die „beste Wärmeleitpaste“, in dem ich auch die Testergebnisse von Tom’s Hardware beschreibe, der mit 85 Produkten sicherlich dem umfangreichsten Test absolviert hat.
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Johannes hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten in der Fachrichtung Fremdsprachen absolviert. Danach hat er sich aber für das Recherchieren und Schreiben entschieden, woraus seine Selbstständigkeit hervorging. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun u. a. für Sir Apfelot. Seine Artikel beinhalten Produktvorstellungen, News, Anleitungen, Videospiele, Konsolen und einiges mehr. Apple Keynotes verfolgt er live per Stream.