FaceApp – oder: Wer liest schon das Kleingedruckte?

Sowohl im Apple App Store für iOS als auch im Google Play Store für Android ist sie aktuell die „Top-App“ mit den meisten globalen Downloads: FaceApp – AI Face Editor. Egal ob Influencer/innen, die per #FaceApp-Hashtag auf einen Trend aufspringen, oder Kids, die sich auf dem Schulhof (bzw. im Ferienlager) ihre alternden Gesichter zeigen wollen; mit FaceApp teilen Leute Selfies von sich, die per KI jünger oder älter gemacht werden. Dabei hat aber niemand wirklich Lust darauf, die Nutzungsbedingungen und Erklärungen zum Datenschutz zu lesen. Deshalb titelt unter anderem ZEIT ONLINE: „Warum FaceApp Sie wirklich alt aussehen lassen könnte“.

Warnung vor FaceApp und dem nicht vorhandenen Datenschutz. in den Terms von Wireless Lab OOO stimmt man unwiderruflichen, übertragbaren Nutzungsrechten zu. #FaceApp
Warnung vor FaceApp und dem nicht vorhandenen Datenschutz. in den Terms von Wireless Lab OOO stimmt man unwiderruflichen, übertragbaren Nutzungsrechten zu. #FaceApp

FaceApp, Datenschutz und Verwertungsrechte hochgeladener Fotos

Schnell ein Selfie machen, es durch die App jagen und sich auf Instagram, Twitter, Facebook oder in der WhatsApp-Gruppe ein paar Kommentare und Likes abholen. Das klingt nach einer lustigen Idee für den alltäglichen Ego-Boost. Jedoch bringt die FaceApp App für Apple iPhone und Android-Smartphone unter Umständen ein paar ungewollte Langzeitwirkungen für seine Nutzer/innen mit sich. Vom fotografischen Gag, der in zwei Wochen wieder vergessen ist, könnte das auf den Servern der Entwickler liegende Foto-Paar mit aktuellem und gealtertem Abbild nämlich weiterverwertet werden – einigermaßen legal sogar.

Denn wie unter anderem die Zeit in oben verlinktem Artikel aufzeigt, stimmt man mit der Nutzung von FaceApp zu, dass die eingespeisten Fotos nicht nur auf externen Servern bearbeitet werden (statt lokal auf dem Endgerät), sondern dort auch unbegrenzt gelagert werden können. Selbst wenn man auf dem Handy ein Foto aus der App löscht, behalten sich die Entwickler vor, es weiterhin auf ihren Servern zu speichern. Der Wiederverwendung stimmt man beispielsweise für Werbung zu. Sollte FaceApp also mal Fernsehwerbung machen, kann man sich eventuell darin wiederfinden – ungefragt und unentgeltlich versteht sich.

Wer oder was ist ist FaceApp?

Hinter FaceApp stehen die Entwickler von Wireless Lab OOO mit Sitz in Sankt Petersburg, Russland. Dieser Umstand sowie die fraglichen Übereinkünfte, die man mit den Machern der App beim Download und der Nutzung von FaceApp trifft, kann man auf der „Terms“-Seite der offiziellen Website nachlesen. Darin findet sich unter anderem auch dieser lange und für nicht englisch-verstehende Menschen unverständliche Satz:

You grant FaceApp a perpetual, irrevocable, nonexclusive, royalty-free, worldwide, fully-paid, transferable sub-licensable license to use, reproduce, modify, adapt, publish, translate, create derivative works from, distribute, publicly perform and display your User Content and any name, username or likeness provided in connection with your User Content in all media formats and channels now known or later developed, without compensation to you.

Auf Deutsch bedeutet er in etwa folgendes:

Sie gewähren FaceApp eine unbefristete, unwiderrufliche, nicht ausschließliche, lizenzgebührenfreie, weltweite, voll bezahlte, übertragbare Unterlizenz zur Nutzung, Reproduktion, Änderung, Anpassung, Veröffentlichung, Übersetzung, Erstellung von abgeleiteten Werken, Verbreitung, öffentlichen Aufführung und Anzeige Ihrer Benutzerinhalte und alle Namen, Benutzernamen oder Ähnlichem, das im Zusammenhang mit Ihren Benutzerinhalten in allen bekannten oder später entwickelten Medienformaten und -kanälen angegeben wird, ohne dass Sie dafür eine Entschädigung erhalten.

Für meinen Geschmack sind das ein paar zu viele und zu große Zugeständnisse für den kleinen Alterungs- oder Verjüngungsspaß zwischendurch. Denn die zugesagten Rechte sind unwiderruflich(!) und auch noch übertragbar(!) – das heißt, man kann sich quasi nicht dagegen wehren, dass die Bilder von weiteren Unternehmen oder Einrichtungen (kommerziell) genutzt werden. Wer braucht da noch Stock Footage?

Schon gewusst: Warum Captchas so verdammt schwer geworden sind…

Warnung vor FaceApp vom Bundesdatenschutzbeauftragten

Wer es noch nicht wusste: Deutschland hat einen Bundesdatenschutzbeauftragten, Ulrich Kelber. Dieser warnt – nebst anderen Institutionen und Einrichtungen – vor der FaceApp-Anwendung. Er teilt mit seinen Aussagen die Sorge, „dass wichtige persönliche Daten in die falschen Hände geraten könnten“. So zitiert ihn unter anderem Welt. Laut dem Artikel warnt zudem das FBI vor FaceApp, auch und vor allem, weil es – patriotisch, wie es in den USA nunmal zugeht – um die Sicherheit der US-Bürger fürchtet, wenn deren Bilder und Daten einer „feindlichen ausländischen Macht zur Verfügung gestellt würden“. Oder anders gesagt: Russland steht vor der Cyber-Tür.

Fazit zur Trend-App 2019

Ladet euch FaceApp nicht herunter und untersagt allen, die Fotos von euch haben könnten, eure Bilder durch ihre App zu jagen! Denn #FaceApp ist kein Spaß, sondern eine umfangreiche Abschöpfung von Fotos, zukünftig möglicherweise wirksamer Gesichtserkennung und persönlicher Daten. Der Social-Media-Trend sollte schleunigst mit einer Gegenaufklärung beendet werden. Oder was sagt ihr dazu? Lasst gern einen Kommentar zum Thema da!

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6 Kommentare zu „FaceApp – oder: Wer liest schon das Kleingedruckte?“

    1. Hallo Timo! Guter Einwand. Ich versuche schon seit Monaten, von diesen drei Services loszukommen, aber jeder davon bietet mir einen Mehrwert, auf den ich nicht so einfach verzichten kann. Die Verschönerung meiner Selfies ist dagegen ein Punkt, der mir persönlich nicht so wichtig ist. Und ob in den AGB der drei Dienste auch wirklich die Unterlizensierung meiner Fotos an Dritte erlaubt ist, weiss ich nicht genau. Das allein ist schon ein Punkt, der mir bei der FaceApp sehr negativ aufstößt. Aber prinzipiell hast du recht: man sollte auch bei Facebook, Instagram und Whatsapp (also allen Zuckerberg-Serviceangeboten) die Kurve kratzen.

    1. Leider nutzen viele Leute die Alternativen nicht. Und derzeit gibt es – jedenfalls, wenn man Papa von Kindern ist – zuviele Klassen- und andere Gruppen, in denen wichtige Infos verteilt werden. Ich denke, hier steigen nur alle Leute um, wenn es mal wirklich rechtliche Konsequenzen gibt.

    1. Ich kenne noch diese Telefonlisten, wo man immer den nächsten in der Reihe informiert hat. Keine Frage: Whatsapp ist praktischer, aber es gibt auch andere Apps, die nicht die unbedingt dafür bekannt sind, die Daten der Nutzer für Werbezwecke auszuwerten…

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