Wer sich bis jetzt noch nicht ehrenamtlich betätig hat, kann das nun gemütlich vom Sofa aus nachholen und sich bei der App „Be My Eyes“ anmelden. Die kostenlose Universal-App, deren Namen man mit „Sei meine Augen“ übersetzen könnte, vermittelt im Grund Verbindungen zwischen Sehbehinderten und Sehenden Menschen. Man registriert sich als Benutzer und stuft sich als Helfer („I am sighted“) oder Blinder („I am blind“) ein.
Als Blinder kann man dann zum Beispiel um Hilfe bitten und eine Videoverbindung (mit Audio) aufbauen oder ein Foto mit Chat nutzen, um zu fragen, was man wissen möchte. Die Beispielfotos verdeutlichen euch schon, in welche Probleme man als Sehbehinderter kommen kann und wo die Hilfe von einem Sehenden wichtig ist: Ist die Milch schon abgelaufen? In welcher Konservendose ist was? Oder welches Foto ist das mit meinen Eltern drauf?
Es gibt sicher hunderte solcher Anwendungszwecke, die einem als „Sehenden“ einfach nicht einfallen, weil man sich nicht in die Lage eines Blinden im Alltag versetzen kann. Ich habe mich schon immer gefragt, wie man als Blinder den Tag mit Einkaufen, Bahnhöfen, Strassen, Baustellen und vielen anderen Dingen meistert und ich werde mir die App auch gleich aufs iPhone laden.
Kapitel in diesem Beitrag:
Intelligentes System verhindert Störungen in der Nacht
Die App ist auf den ersten Blick genial, aber auf den zweiten Blick fragt man sich natürlich, ob man dann zukünftig als Helfer um 3 Uhr nachts wegen einer abgelaufenen Milchpackung rausgeklingelt wird. In der Praxis wird dies nicht passieren, denn die App ist so programmiert, dass sie die Nutzer nur zwischen 8 und 22 Uhr kontaktiert. Und sie verbindet nur Nutzer, die die gleiche Systemsprache haben. Damit wird auch vermieden, dass ein spanischer Blindern einen Deutschen Sehenden fragt, wie lange seine Milchpackung noch haltbar ist. Obwohl ich schätze, dass ich das noch hinbekommen würde. :)
Ich sehe gerade, dass man in den Einstellungen der App auch Sprachen hinzufügen kann. Wer also Spanisch oder Englisch spricht, kann die einfach ergänzen und erhält dann auch Anfragen in diesen Sprachen. Ich belasse es erstmal bei Deutsch, bevor es peinlich wird. ;)
Was passiert, wenn man mal nicht helfen kann?
Wenn man einen „Hilferuf“ erhält und aus irgendwelchen Gründen gerade nicht in der Lage ist zu helfen, dann kann man als Sehender auch die Hilfe ablehnen und der nächste Sehende wird kontaktiert.
Registrierung mit eMail nötig? Warum?
Es gibt immer ein paar Leute, die sich beschweren, weil eine App eine Registrierung verlangt. Ich kann nur sagen: Wenn die Jungs die diese App programmiert hätten, darauf aus wären, eure eMail-Adressen zu missbrauchen, dann hätten sie eine Beauty-Mode-oder sonstwas-App programmiert. Da kämen sicherlich mehr Adressen rein als bei dieser App. Laut Aussage der Macher haben sie nämlich gerade 10.000 sehende Helfer und ca. 990 blinde Nutzer. Aktuelle Zahlen findet man in der App und auf der Webseite der Programmierer: www.bemyeyes.org.
Ausserdem hat die Registrierung den Vorteil, dass ihr ein Profil erhaltet und damit auch positive und negative Bewertungen erhalten könnt. Spaßvögel, die meinen sie müssten Blinden mit Falschinformationen helfen, können so schnell rausgefiltert werden. Eine gute Idee, denn Idioten gibt es überall…
Be My Eyes – helping blind see from Be My Eyes on Vimeo.
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Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.