Gestern kam mein MagSafe Ladepuck an und ich dachte, ich messe selbst mal nach, was nun „Phase“ ist. Es gab in den letzten Wochen so viele Gerüchte, dass man das spezielle Apple Netzteil nutzen muss, um die maximale Ladeleistung zu erhalten oder, dass man ein Netzteil mit mind. 20 Watt haben muss. Alles Halbwissen, das in die Welt geworfen wurde und viele iPhone-Nutzer verunsichert hat. Es wird eindeutig Zeit, dass hier ein paar Fakten auf den Tisch kommen.
- Mit dem MagSafe Ladegerät ist kabelloses Laden ganz einfach. Die perfekt ausgerichteten Magnete docken an deinem iPhone...
- Das MagSafe Ladegerät unterstützt kabelloses Laden mit Qi. Du kannst damit also dein iPhone 8 oder neuer sowie AirPods...
- Die magnetische Ausrichtung funktioniert nur bei iPhone 14, iPhone 14 Pro, iPhone 13, iPhone 13 Pro, iPhone 12 und...
Kapitel in diesem Beitrag:
- 1 Messaufbau: iPhone 12 Pro, MagSafe, USB Multimeter und CoconutBattery
- 2 Kein MagSafe ohne USB Power Delivery
- 3 Messergebnisse
- 4 Standby Verbrauch des MagSafe-Ladeadapters
- 5 15 Watt Ladepower – nicht bei mir…
- 6 Erwärmung des iPhone bremst die Ladegeschwindigkeit
- 7 Ist das Apple Ladegerät entscheidend? Nein!
- 8 MagSafe und Hüllen – in der Regel keine gute Kombination
- 9 Gegentest: MagSafe-Laden ohne Hülle – was passiert?
- 10 Zum Vergleich: iPhone 12 Pro mit USB-C-Kabel laden
- 11 Mein Fazit zur MagSafe Ladeleistung
- 12 Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
- 13 Ähnliche Beiträge
Messaufbau: iPhone 12 Pro, MagSafe, USB Multimeter und CoconutBattery
Für meine Messungen habe ich folgende Geräte genutzt:
- iPhone 12 Pro (im ArtWizz NoCase)
- MageSafe Ladeadapter (hier bei Amazon)
- USB C Multimeter (hier bei Amazon)
- Coconut Battery (Mac Software)
- Eneriemessgerät Voltcraft Energy Logger 4000 (hier bei Conrad)
Die Netzteile, die ich durchprobiert habe, waren folgende:
- MacBook Pro Netzteil (84 W)
- Anker PowerPort III Nano (hier im Test / hier bei Amazon) und PowerPort I
- Aukey 65W Dual USB C Netzteil (hier bei Amazon)
Kein MagSafe ohne USB Power Delivery
Eine Sache ist definitiv klar: Wenn das Netzteil kein USB Power Delivery unterstützt, funktioniert das MageSafe Ladegerät nicht, denn die erforderliche Betriebsspannung des Apple Pucks beträgt 9 Volt, statt der 5 Volt, die üblicherweise am USB A Port geliefert werden.
Mir ist jedoch kein USB-C-Netzteil in die Finger gekommen, welches USB PD nicht unterstützt hätte. Selbst das alte Anker PowerPort I Netzteil arbeitet schon mit diesem Standard.
Messergebnisse
Die Ergebnisse waren ganz interessant. Zum einen sind die 15 Watt Leistung, die immer beworben werden, kein Praxiswert. Das ist aber grundsätzlich bei allen Angaben aller Hersteller der Fall. Zum anderen gibt es aber ein paar andere spannende Erkenntnisse zur Hitzeentwicklung und zu den erforderlichen Netzteilen, die ihr im Folgenden lesen könnt.
Standby Verbrauch des MagSafe-Ladeadapters
Als Erstes vielleicht ein Wort zum Stromverbrauch im Standby. Natürlich hängt dieser von Netzteil ab, aber die meisten modernen Netzteile haben ohne Last quasi keinen messbaren Verbrauch. Hängt man den MagSafe-Ladepuck an ein solches Netzgerät und hat kein iPhone angeschlossen, so verbraucht er ca. 0,9 Watt. Das entspricht ca. 2,30 Euro Stromkosten pro Jahr.
15 Watt Ladepower – nicht bei mir…
Lade ich mein iPhone 12 Pro (Akkustand unter 50%) mit dem MagSafe-Adapter am MacBook Pro Netzteil (garantiert genug Leistung), dann kommen beim iPhone – laut Coconut Battery – nur max. 10 Watt an. Einen höheren Wert von ca. 12,5 Watt konnte ich nur kurzzeitig messen. Selbst die Leistungsaufnahme, die ich parallel mit einem USB-C-Multimeter gemessen habe, lag maximal bei 15 Watt (für wenige Sekunden) – die meiste Zeit jedoch eher bei 8 bis 9 Watt.
Erwärmung des iPhone bremst die Ladegeschwindigkeit
Ebenfalls interessant war bei mir, dass das iPhone anfangs mit ca. 12 Watt geladen wurde, aber dieser Wert nach 5 bis 10 Minuten auf etwa 7 Watt abfiel. Coconut Battery zeigt mir auch die Temperatur des iPhone an und diese ist beim Laden scheinbar ausschlaggebend. Sobald die Temperatur ca. 36 °C erreicht, wird die Ladeleistung auf 7 bis 8 Watt zurückgeregelt. Danach wärmt sich das iPhone 12 Pro jedoch weiterhin langsam auf, bis es ca. 37 °C erreicht. Dies war nach gut 10 Minuten am MagSafe der Fall und sofort fiel die Ladeleistung auf ca. 4,3 Watt.
Packt man das iPhone für 5 Minuten in den Kühlschrank, damit es sich abkühlt und schließt es danach wieder an den MagSafe-Lader an, springt die Ladeleistung wieder auf die anfänglichen 12 Watt hoch und das Spiel geht von vorne los.
Das heißt konkret, dass die Wärmeentwicklung beim kabellosen Laden das Schnellladen unterbindet. Also, selbst wenn die Technik an sich mehr Strom übertragen könnte, wird zum Schutz des Akkus die Leistung gedrosselt und man lädt nach spätestens 10 Minuten nur noch mit max. 5 Watt.
Ist das Apple Ladegerät entscheidend? Nein!
Viele Leute behaupten ja immer noch, dass man ein spezielles Apple Netzteil benötigt, um die maximale Leistung beim Laden zu erhalten. Um dieses Gerücht zu prüfen, habe ich die Ladeleistung bei einigen meiner USB-C Netzteile verglichen mit der Leistung, die beim Original MacBook Pro Netzteil von Apple ins iPhone 12 Pro fließt.
Unterm Strich gab es hier keinerlei Änderungen. Alle verwendeten Netzteile haben die gleiche Menge Energie ins iPhone 12 Pro befördert und konnten damit das iPhone genauso schnell laden, wie das Apple Netzteil.
Selbst das 20 Watt Netzteil “Anker PowerPort III Nano” konnte hier mithalten. Das Ganze ist nicht überraschend, da die Stromaufnahme des MageSafe Ladepuck ja nur maximal bis 13 bzw. 15 Watt hochging. Prinzipiell würde also auch ein 15 Watt Netzteil locker ausreichen.
MagSafe und Hüllen – in der Regel keine gute Kombination
Viel gravierender als das Netzteil ist dagegen der Einbruch der Ladeleistung, durch die Hitzeentwicklung. Selbst wenn man das tollste Ladegerät nutzt: Verwendet man eine Hülle am iPhone, kann es die beim Aufladen über MagSafe entstehende Wärme nicht richtig abführen und wird zu warm. Die Ladeelektronik im iPhone senkt dann die Ladeleistung auf unter 5 Watt, sodass man auch direkt mit einem stinknormalen Qi-Charger laden könnte.
Ich habe testweise auch mal das iPhone in meiner Daunenjacke mit einer App beschäftigt, die ordentlich CPU benötigt. Als ich 44 °C erreicht hatte, wurde das iPhone befreit und direkt an den MagSafe-Lader gehängt. Die Folge: Die Ladeleistung lag nur noch bei 1,92 Watt. Hitze und Ladegeschwindigkeit stehen also in einem direkten Verhältnis zueinander – soweit nicht überraschend, aber eine Bestätigung des Ladeverhaltens.
Gegentest: MagSafe-Laden ohne Hülle – was passiert?
Um zu sehen, wie sich die Ladegeschwindigkeit verhält, wenn man das nackte iPhone ohne Hülle auf den MagSafe-Ladeadapter packt, habe ich es erstmal wieder abkühlen lassen. Bei fast Zimmertemperatur wurde es dann an den MagSafe Puck angeschlossen und ich habe Zeit und Temperatur im Auge behalten.
- nach 5 Minuten: 36 °C und 6,3 Watt
- nach 10 Minuten: 37 °C und 4,2 Watt
- nach 20 Minuten: 38 °C und 3,6 Watt
- nach 30 Minuten: 39 °C und 3,2 Watt
Und nein, das iPhone war nach 30 Minuten immer noch unter 50% und damit in einem Bereich, wo es durchaus schneller laden würde, wenn man es ans Kabel hängt. Ich habe das testweise gemacht und nach gemessen:
- nach 5 Minuten: 39 °C und 10,5 Watt
Nun wundert man sich vielleicht, dass das iPhone trotz der hohen Temperatur noch mit über 10 Watt lädt. Ich nehme an, dass hier ein spezieller Temperatursensor beim MagSafe Element eingebaut ist. Dieser wird beim kabellosen Laden wärmer als der Sensor, den CoconutBattery abfragt, und der MagSafe-Sensor regelt dann die Ladeleistung stärker runter.
- Mehr lesen: Apple MagSafe Wallet im Test – „Es ist ziemlicher Murks“
- Mehr lesen: MagSafe iPhone Wallet zerstört keine Daten auf den Magnetstreifen von Kreditkarten
- Mehr lesen: Griffin BreakSafe und lieferbare MagSafe-Alternativen fürs Apple MacBook Pro
Zum Vergleich: iPhone 12 Pro mit USB-C-Kabel laden
Um zu sehen, wie flott man das iPhone 12 Pro dagegen mit USB Power Delivery und dem passenden USB-C auf Lightning Kabel laden kann, habe ich auch diesen Test gemacht.
Dabei konnte ich folgendes messen:
- direkt nach dem Einstecken springt die Leistung auf 11,2 Watt
- die Temperatur erhöht sich ebenfalls relativ schnell auf 37 °C
- trotz der höheren Temperatur zwischen 37 und 38 °C sinkt die Ladeleistung auch langfristig nur auf ca. 10 Watt ab
Wie man unschwer erkennen kann, lädt das iPhone mit dem passenden USB-C-auf-Lightning-Kabel fast doppelt so schnell, wenn man einmal über den höheren Ladestrom von MagSafe in den ersten Minuten hinweg sieht.
Mein Fazit zur MagSafe Ladeleistung
Ohne Zweifel geht es vielen Anwendern bei MagSafe nicht nur um die Ladegeschwindigkeit. Auch der Komfort und die neuen Befestigungsmöglichkeiten, die MagSafe bietet, spielen bei der Anschaffung eine große Rolle.
Ich wollte in diesem Artikel lediglich den Gerüchten auf den Zahn fühlen prüfen und ein paar Praxiswerte in die Diskussion werfen, die meines Erachtens bisher gefehlt haben. Dass der von Apple beworbene Wert von 15 Watt in der Praxis nicht erreicht wird, dürfte den meisten auch vorher klar gewesen sein. Dass Laden über MagSafe jedoch auch unter besten Bedingungen nach kurzer Zeit langsamer wird als das Laden mit dem alten 5-Watt-Netzteil und dem USB-A-Ladekabel, das dürfte selbst einige Fachleute überraschen.
Wie effizient MagSafe ist, wird ebenfalls heiß diskutiert, aber diesem Thema möchte ich einen gesonderten Artikel gönnen. Wenn du diesen ebenfalls lesen möchtest, trage dich doch in meinen wöchentlich Newsletter ein oder installiere dir meine kostenlose Sir Apfelot App.
Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
Ähnliche Beiträge
Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.
Die Seite enthält Affiliate Links / Bilder: Amazon.de
Ich weiß nicht woher die Informationen kommen. Aber Apple hat auf der Keynote von einer Ladeleistung von 15W gesprochen. Und so steht es auch auf der Website.
Also von 18W war nie die Rede.
Hallo Björn! Du hast recht. 15 Watt stehen auch auf der Apple-Seite. Ich korrigiere das im Text. Unterm Strich ändert es aber an der Aussage des Artikels nichts, denn die Ladeleistung fällt so rapide ab, dass man auch das normale Qi-Charging nehmen kann.
Als Tech-Geek liebe ich neue Technologien/Features/Gadgets, bin aber dennoch ein wenig misstrauisch, wenn es um die ganzen Qi- und MagSafe-Sachen geht. Die Frage ist doch, wie sich die hohe Erwärmung des Akkus während der kabellosen Lade-Methode auf die Lebensdauer des Akkus langfristig auswirkt. Und bisher gibt es diesbezüglich nur sehr unterschiedliche Aussagen der jeweiligen Hersteller. Diese hohe Akku-Erwärmung hat man bei der klassischen kabelgebundenen Lade-Methode einfach nicht.
Hallo Dee! Die Temperatur des Akkus sieht man ja bei CoconutBattery, wenn ich mich nicht irre. Und die ist bei mir noch nicht einmal über 38 °C gestiegen. Vorher regelt das iPhone immer den Ladestrom runter… von daher würde ich mir um die Lebenserwartung des Akkus keine Sorgen machen. Der Ladestrom ist einfach nicht so hoch, wie beim Laden mit dem Kabel. Das ist eher der Punkt, der mich manchmal stört. :D