Gaming am Mac: Bringt macOS Sonoma die Wende?

Videospiele sind auf dem Mac nichts Neues, es gibt sie schon so lange wie die Apple-Computer selbst. Dennoch konnte sich ab den 1990er Jahren das Windows-Betriebssystem auf PCs als Go-To-Lösung für Gamer/innen durchsetzen. Das soll sich aber bald ändern – zumindest, wenn es nach Apple geht. Denn im Rahmen der WWDC23 wurde u. a. das Game Porting Toolkit vorgestellt, das auf dem CrossOver-Code von CodeWeavers fußt. Damit sowie mit dem neuen Metal Shader Converter und Werkzeugen wie MetalFX Upscaling gibt es nun die Möglichkeit, auch grafik- und effektintensive 3D-Titel am Mac zu spielen. Ab macOS Sonoma gibt es zudem einen Spielmodus (Gaming Mode).

Mit dem Game Porting Toolkit hat Apple auf der WWDC23 ein potentes Werkzeug zur Übertragung von Windows-Spielen auf den Mac vorgestellt. Ab macOS 14 Sonoma gibt es zudem einen Spielmodus, der für ein optimales Gaming-Erlebnis sorgen soll. Hier bekommt ihr weitere Hintergründe und Ressourcen zum Thema.
Mit dem Game Porting Toolkit hat Apple auf der WWDC23 ein potentes Werkzeug zur Übertragung von Windows-Spielen auf den Mac vorgestellt. Ab macOS 14 Sonoma gibt es zudem einen Spielmodus, der für ein optimales Gaming-Erlebnis sorgen soll. Hier bekommt ihr weitere Hintergründe und Ressourcen zum Thema.

Windows-Spiele in wenigen Tagen für macOS umprogrammiert

Mit den neuen digitalen Werkzeugen für Entwickler/innen, die Apple für die Portierung von Windows-Spielen zur Verfügung stellt, sollen selbige viel schneller unter macOS laufen. Statt mehreren Monaten soll die Portierung mit dem Game Porting Toolkit und den weiteren Angeboten lediglich ein paar Tage in Anspruch nehmen.

Gerade kleineren Studios und einzelnen Entwickler/innen kommt das entgegen. Aber auch größere Studios könnten dadurch überzeugt werden, ihre bisher nur für Windows angebotenen Spiele auch im Mac App Store, bei Apple Arcade oder andernorts für macOS anzubieten. Apple hat das Game Porting Toolkit für Windows-Videospiele am Mac aber nicht komplett im Alleingang zusammengestellt.

CrossOver-Code im Game Porting Toolkit

Wenn ihr schonmal versucht habt, ein für Windows gemachtes Spiel auf dem Apple Mac zu spielen, dann seid ihr sicherlich über mehrere Lösungen dafür gestolpert. Einerseits kann man dafür Windows auf dem Mac installieren – etwa über Boot Camp. Weiterhin kann Windows in einer virtuellen Umgebung, also in einer VM und über Programme wie Parallels Desktop, direkt in macOS ausgeführt werden. Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit der Emulation.

Eine der bekanntesten Lösungen für die Emulation von Windows-Programmen unter macOS ist dabei sicherlich Wine. Wine ist ein kostenlos nutzbares Projekt, das je nach App oder Spiel mal mehr, mal weniger gut funktioniert. Aus dem Hause CodeWeavers gibt es zudem eine kommerzielle Version dieser Emulationshilfe. Diese heißt CrossOver und wurde von Apple im neuen Werkzeugkasten für die Spiele-Portierung implementiert.

In einem CodeWeavers-Blogbeitrag hieß es nach der Vorstellung des Game Porting Toolkits auf der WWDC23 (frei übersetzt): „Wir freuen uns sehr, dass Apple den Quellcode von CrossOver als Emulationslösung für das Game Porting Toolkit verwendet. Wir haben jahrzehntelange Erfahrung in der Erstellung von Portierungen mit Wine und freuen uns sehr, dass Apple erkannt hat, dass Wine eine fantastische Lösung ist, um Windows-Spiele unter macOS laufen zu lassen.

DirectX 12 bietet wichtige Schnittstellen für Audio, Video und Input

Bereits vor der WWDC23, nämlich am 1. Juni 2023, kündigte CodeWeavers zudem im Firmenblog an, dass CrossOver eine Unterstützung für DirectX 12 erhalten soll. An der Implementierung werde nach Kräften gearbeitet. DirectX 12 stellt eine von Microsoft zusammengestellte Sammlung von Softwareschnittstellen bzw. Application Programming Interfaces (kurz APIs) dar. Diese ermöglichen eine optimale Umsetzung von Grafik, Audio und Eingaben.

DirectX kommt seit 1995 unter Windows zum Einsatz. Seit 2015 gibt es DirectX 12, und seit 2020 das Update DirectX 12 Ultimate. Die Hauptbestandteile sind DirectX Graphics (optimierter Zugriff auf die Grafikkarte für 2D- und 3D-Inhalte), XAudio2 (Audioberechnung über die CPU) und XInput (für Eingabegeräte wie Maus, Tastatur, Joysticks, Controller, etc.). Durch die Implementierung in macOS-Werkzeuge sowie die Nutzung mit Apple-Silicon-Chips ergeben sich neue Möglichkeiten für die Ausführung von Videospielen am Mac.

macOS 14 Sonoma Spielmodus: Mehr Leistung, schnelleres Bluetooth

Das ab Herbst 2023 auf kompatiblen Mac-Modellen nutzbare macOS 14 Sonoma wird nicht nur Videospiele ausführen können, die mit dem Game Porting Toolkit übertragen wurden. Auch wird mit dem neuen Mac-Betriebssystem ein Spielmodus (Gaming Mode) eingeführt. Dieser soll für jedes aktuelle und kommende Mac-Spiel zur Verfügung stehen sowie ihnen einen Vorrang beim Zugriff auf die Chipleistung gewähren. Andere Apps und Prozesse sollen dabei in den Hintergrund treten. 

Zudem sorgt der Spielmodus ab macOS Sonoma dafür, dass die Bluetooth-Samplingrate verdoppelt wird. Dadurch wird u. a. die Audio-Latenz an Bluetooth-Kopfhörern wie den AirPods verringert. Aber auch die Eingabe-Latenz mit Bluetooth-Controllern (von Xbox, PlayStation, Nintendo Switch, etc.) wird dadurch verringert, sodass neben hochauflösenden Inhalten, flüssigen Bildraten und aufwändigen Effekten zusätzlich die Eingabe zu einem befriedigenden Spielerlebnis führt. Weitere Details dazu bietet Apple z. B. in der Pressemitteilung zum neuen Mac-Betriebssystem.

Dank den neuen Technologien, auch und vor allem Metal 3, sollen laut Apple unter anderem folgende Titel für den Mac verfügbar werden: DEATH STRANDING DIRECTOR’S CUT, Stray, World of Warcraft: Dragonflight, Resident Evil Village: Winters’ Expansion, Disney Dreamlight Valley, No Man’s Sky, und mehr. Auf Twitter und Reddit werden von Entwickler/innen und anderen neugierigen Nutzer/innen allerdings schon andere Titel gezeigt, die auf den Mac portiert wurden – etwa Cyberpunk 2077 in diesem Tweet.

Gaming-PCs vs. Mac mini, Mac Studio und MacBook Pro

Dass alle möglichen Videospiele am Mac mit Apple Silicon ausgeführt werden können sollen, das ist schon ein wichtiger Schritt hin zu einer Spiele-Umgebung, die Gamer/innen ansprechen könnte. Jedoch sind Videospiele nicht alles, es müssen auch andere Inhalte, Werkzeuge und Nutzungsmöglichkeiten stimmen. Zugute kommt Apple dabei, dass z. B. Steam für den Spielekauf, Discord für den Austausch mit anderen, OBS fürs Streaming auf YouTube und Twitch sowie andere Programme bereits unter macOS laufen.

Gamer/innen müssen sich also, sollten sich zukünftig wirklich ideale Gaming-Möglichkeiten unter macOS bieten, zwischen verschiedenen Faktoren entscheiden. Denn mit Windows-PCs stehen in Hardware und Software individuell anpassbare Maschinen zur Verfügung, allerdings zu einem meist hohen Preis. Mit dem Apple Mac bekommt man ein proprietäres System, an dem man wenig herumbasteln kann, allerdings mit viel Leistung, guter Effizienz und stabilem Wiederverkaufswert.

Je nach gewünschter Hardware zahlt man aktuell für einen durchschnittlichen Gaming-PC etwa 1.000 Euro bis 2.500 Euro. Für ein High-End-Modell mit Intel Core i9 Prozessor, NVIDIA GeForce RTX 4090 Grafikkarte und 32 GB Arbeitsspeicher sowie ausreichend Festplattenspeicher und anderen wichtigen Elementen kann man aber auch schnell mal 4.500 Euro hinlegen. Und da werden Macs mit Apple Silicon schon attraktiver. Gerade das MacBook Pro, das bereits ein optimiertes, hochauflösendes Display integriert hat.

Der Mac mini mit M2 Chip startet bei 699 Euro, kann mit M2 Pro Chip, 32 GB Arbeitsspeicher und 2 TB Festplatte aber auch 2.699 Euro kosten. Der Mac Studio mit M2 Max Chip startet bei 2.399 Euro, die Version mit M2 Ultra Chip kann man ab 4.799 Euro kaufen. Das 16 Zoll MacBook Pro mit M2 Pro Chip gibt es ab 2.999 Euro, mit M2 Max Chip startet es bei 4.149 Euro. Im Grunde zukunftssichere Technik, die ein effizientes SoC und gut mit anderen Apple-Produkten verknüpfbare Funktionen mitbringt. Die Kaufentscheidung steht und fällt dabei sicher mit persönlichen Individualisierungsansprüchen sowie verwendbaren Apps und Geräten.

Windows-Spiele auf dem Mac: Ressourcen für Entwickler/innen

Ob der Mac zukünftig für Gamer/innen eine echte PC-Alternative darstellen wird, das wird sich zeigen müssen. Übertragbare Spiele-Bibliotheken, Apps und Tools aus dem Gaming-Umfeld, kompatible Peripherie und mehr werden sicherlich ein zu bedenkender Faktor sein. Auch die Umgewöhnung beim Umstieg von Windows auf macOS ist zu beachten. Wenn ihr als Spiele-Entwickler/innen eure Windows-Games auf macOS portieren wollt, dann könnt ihr euch hier dazu informieren sowie mit den nötigen Ressourcen ausstatten:

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