In den frühen Tagen der Heimcomputer gab es noch keine effiziente Grafikausgabe. Wenn Bilder und andere Grafiken berechnet werden konnten, dann nur auf komplexen Umwegen. Erst mit 2D-Bildbeschreibungssprachen und entsprechenden Grafikbibliotheken wurde es möglich, in Betriebssystemen und deren grafisch dargestellten Programmen nicht nur vorhandene Bilddateien anzuzeigen, sondern auch selbst welche zu zeichnen. Und hier kommt QuickDraw ins Spiel. Die erste QuickDraw-Bibliothek entstand am Apple II und wurde in den 1980er Jahren am Apple, am Apple Lisa und am Macintosh genutzt, um Rastergrafiken schnell und einfach zu erzeugen. Noch bis Mac OS 9.2.2 von 2001 war es Teil des Betriebssystems.
Kapitel in diesem Beitrag:
Die Geschichte von QuickDraw
QuickDraw soll auf die Doktorarbeit von Jef Raskin zurückgehen, die der Informatiker in 1967 unter dem Titel „A Hardware-Independent Computer Drawing System Using List-Structured Modeling: The Quick-Draw Graphics System“ an der Pennsylvania State University einreichte. Er und einer seiner Schüler, der Programmierer Bill Atkinson, landeten in den späten 1970er Jahren bei Apple, wo sie ihre Ideen zu grafischen Oberflächen und ihrer einfachen Bedienung umsetzen konnten. So entstand neben dem „Quick-Draw Graphics System“ aus der Doktorarbeit u. a. der Drag&Drop-Mechanismus für das Verschieben von Dateien, Ordnern und Laufwerken.
Die erste kommerzielle Version der QuickDraw getauften Grafikbibliothek wurde von Bill Atkinson am Apple II aus dem Jahr 1979 geschaffen. Geschrieben wurde sie für UCSD Pascal, einer Pascal-Implementierung, die von Apple für den Apple II als „Apple Pascal“ übernommen wurde. Nach den Apple genannten Computern wurde QuickDraw schließlich auch auf dem Lisa-Computer und auf dem Macintosh genutzt. Für letzteren wurde es vom Softwareentwickler Andy Hertzfeld erweitert, der ebenfalls zu den ersten Angestellten Apples gehörte. Schließlich wurde QuickDraw zu einem Kernelement von Mac-Systemen und Mac OS, um die grafische Oberfläche, deren Nutzung und die Bearbeitung zu ermöglichen.
Quellcodes von QuickDraw und MacPaint sind verfügbar
Der Quellcode von MacPaint 1.3 aus 1984 wurde im Jahr 2010 von Apple an das Computer History Museum gespendet. Im Rahmen dessen wurde auch der Quellcode für die damals verwendete QuickDraw-Version veröffentlicht. Ihr könnt beides auf dieser Seite herunterladen und für nicht-kommerzielle Zwecke nutzen. Zudem gibt es auf der verlinkten Seite noch ein paar weitere Einblicke in die Entwicklung der Technologien und Mechanismen.
So wird z. B. erklärt, dass in der frühen Grafikbearbeitung die Inhalte erst vom Bildschirm gelöscht werden mussten, bevor die bearbeitete Form angezeigt werden konnte. Um das Flackern, das bei diesem Übergang entstand, zu vermeiden, wurden die Bearbeitungsschritte im Hintergrund ausgeführt und erst das fertige Ergebnis als nächster Frame nach dem Ausgangszustand angezeigt. So entstand eine flüssige Bearbeitung von Pixeln, Linien, Formen und ganzen Grafiken.
MacPaint als Zeichen-Programm am Macintosh
An Windows-PCs gibt es heute noch das im Betriebssystem integrierte Malprogramm „Paint“ (auch Microsoft Paint oder MS Paint). Am Macintosh gab es früher MacPaint, das ganz ähnlich aussah und auch die gleichen Werkzeuge wie frühe MS-Paint-Versionen mitbrachte. In MacPaint ließen sich verschiedene Mal-, Füll, Auswahl-, Formen- und weitere Werkzeuge nutzen.
Zudem konnte die Stärke von Werkzeugen angepasst werden, um etwa die Pinselbreite zu ändern. Statt Farben standen in den frühen Versionen lediglich Schwarz, Weiß und Muster zur Verfügung. Mit den sich ergebenden Schattierungen konnten aber dennoch eindrucksvolle Zeichnungen erstellt werden. Ausprobieren könnt ihr das über die Apple-System- und Mac-OS-Emulationen von Infinite Mac.
Mac OS X – QuickDraw wird durch Quartz ersetzt
Mit dem neuen Jahrtausend wollte Apple noch mehr aus den eigenen Computern rausholen können als es zuvor mit System 1.0 bis Mac OS 9.2.2 möglich war. Und so wurde in 2001 das neue Betriebssystem Mac OS X 10.0 veröffentlicht, bald bekannt unter dem Namen „Cheetah“. Das neue Mac-Betriebssystem hatte zwar einen holprigen Start, brachte die Mac-Grafik aber auf ein neues Level. Denn anstelle der 2D-Bildbeschreibungssprache QuickDraw kam nun Quartz zum Einsatz, eine 2D- und 3D-Grafikschicht, die aus mehreren Einzeltechniken besteht. Diese wurden mit den darauf folgenden Versionen von Mac OS X, OS X und macOS immer wieder aktualisiert.
Quartz baute und baut auf diese Bestandteile auf:
- Quartz 2D: Anzeige von 2D-Inhalten wie Rastergrafiken, Vektorgrafiken und Text
- OpenGL: Schnittstelle für 3D-Inhalte
- QuickTime: Multimedia-Schnittstelle für die Dekodierung und Wiedergabe von Audio / Video
- Quartz Compositor: GUI-Unterbau für die Verwaltung von Programmfenstern
- PDF-Implementierung: Für die Kantenglättung bei Grafiken und Texten sowie die Einbindung von OpenType-, PostScript- und TrueType-Fonts
Weitere Informationen und Einblicke zu den Neuerungen und Änderungen in den einzelnen Mac-Betriebssystemen von Mac OS X 10.0 Cheetah bis macOS 14 Sonoma findet ihr in diesem Beitrag: Mac-Betriebssysteme – Alles von Mac OS X 10.0 (2001) bis macOS 14 Sonoma (2023). Zu jedem System ist darin ein Einzelbeitrag verlinkt, in dem es ausführliche Informationen, ein Video der Präsentation, Download- und Kauf-Möglichkeiten für das System sowie den Download des originalen Wallpapers gibt. Ein umfangreiches Lexikon also, das durchaus einen Blick wert ist.
Nicht verwechseln: Quick, Draw! von Google
Sucht man Informationen zur Apple-Technik „QuickDraw“, dann stolpert man schnell über das Google-Spiel „Quick, Draw!“. Dieses Browserspiel stellt ein KI-Experiment dar, bei dem Nutzer/innen in wenigen Sekunden Objekte zeichnen, die dann von einem neuronalen Netzwerk identifiziert werden sollen. Mit Quick, Draw! soll die „weltweit größte Datenbank für Zeichnungen“ geschaffen werden. Sie soll als öffentlich zugängliches Material der Forschung dienen. Mehr Informationen und das Spiel an sich findet ihr mit diesem Link.
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Johannes hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten in der Fachrichtung Fremdsprachen absolviert. Danach hat er sich aber für das Recherchieren und Schreiben entschieden, woraus seine Selbstständigkeit hervorging. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun u. a. für Sir Apfelot. Seine Artikel beinhalten Produktvorstellungen, News, Anleitungen, Videospiele, Konsolen und einiges mehr. Apple Keynotes verfolgt er live per Stream.