Humane Ai Pin: Testberichte zeigen Schwächen und Grenzen des Geräts

Da es sich bei Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno, den schlauen Köpfen hinter dem Unternehmen Humane sowie dessen Produkt, dem „Ai Pin“, um zwei ehemalige leitende Apple-Angestellte handelt, konnten sie ihr Projekt schnell finanzieren. Nun werden die ersten Modelle des Ai Pin, mit welchem der Smartphone-Nutzung Adieu gesagt werden soll, ausgeliefert. Erste Testberichte von Bloombergs Mark Gurman und dem Tech-YouTuber Marques Brownlee zeigen aber auf: das Gerät kann zu wenig, liegt oft falsch, ist nicht intuitiv bedienbar, bietet keine ausreichende Vernetzung mit bestehenden Angeboten und hat noch viele weitere Schwächen. Hier findet ihr eine Zusammenfassung.

Der Ai Pin von Humane ist ein interessantes Gerät, aber viel zu teuer, zu unzuverlässig und zu unpraktisch. Details aus zwei Testberichten mit Erfahrungen aus erster Hand bekommt ihr hier. Quelle aller Bilder: Pressematerial von Humane.com
Der Ai Pin von Humane ist ein interessantes Gerät, aber viel zu teuer, zu unzuverlässig und zu unpraktisch. Details aus zwei Testberichten mit Erfahrungen aus erster Hand bekommt ihr hier. Quelle aller Bilder: Pressematerial von Humane.com

Ai Pin Testbericht zeigt Schwächen des KI-Wearables

Genauso wie der Hype um smarte Lautsprecher vorbei ist, Tablets noch lange keine Computer ersetzen und VR-Headsets sich nur schwerlich im Alltag durchsetzen können, genauso wird der Ai Pin das Ziel des Herstellers Humane nicht erreichen. Das ab $699 zu habende Gerät, das nur mit einem Abonnement für $24 pro Monat läuft (fast alle Dienste sind cloudbasiert), hat aber auch neben seiner limitierten Einsatzfähigkeit und dem hohen Preis noch mehr Negativpunkte zu bieten. Fasst man die entsprechenden Punkte aus dem Ai Pin Test von Mark Gurman zusammen, erhält man diese recht lange Liste:

  • Schon bei der Einrichtung musste das Gerät aufgrund von Bugs mehrmals neugestartet werden.
  • Es gibt kein Display, dafür eine nicht immer gut funktionierende Sprach- und Touch-Steuerung sowie eine Interface-Projektion auf die Handfläche.
  • Eine falsche oder ausbleibende Anzeige des Interfaces auf der Handfläche wurde mehrmals beobachtet.
  • Die Eingabe des Passcodes, die jedes Mal beim Anstecken des Geräts notwendig ist, wird durch Handbewegungen realisiert, an die man sich erst gewöhnen muss.
  • Ein Bug bewirkt, dass das Eingabe-Interface für den Passcode nicht geladen wird, was die Nutzung des Ai Pin unmöglich sowie einen Neustart des Geräts nötig macht.
  • Das Gerät hat eine frustrierend kurze Akkulaufzeit, selbst mit dem magnetischen Zusatzakku.
  • Einige Funktionen, etwa die Beschreibung der Umgebung, sind zwar für Menschen mit Einschränkung des Sehvermögens nützlich, aber abseits davon ohne Einsatzgebiet.
  • Das Gerät kann recht langsam sein oder sogar die Touch-Geste für Spracheingaben missachten, sodass gar keine Interaktion zustande kommt.
  • Der Ai Pin heizt sich unter Rechenlast bis zu einem Besorgnis erregenden Maß auf.
  • Bisher gibt es noch keine Timer-/Wecker-Funktion oder einen Kalender (soll nachgereicht werden).
  • Es gab im Test Probleme bei der Verbindung mit dem Mobilfunknetz.
  • Da das Gerät an der Kleidung getragen wird, ist eine Nutzung in wechselhaftem Klima, wo man Jacken sowie weitere Kleidungsschichten an- und ablegt, unpraktisch.
  • In hellen Umgebungen ist die Interface-Projektion schlecht zu sehen. Das untergräbt das Ziel von Humane, die User mehr in der realen Welt (und damit draußen) zu verankern.
  • Spracheingaben sind unbequem, langsam und insgesamt eine Hürde für Produktivitätsaufgaben – also für die Nutzung digitaler Geräte.
  • Die Nutzung in der Öffentlichkeit mutet befremdlich an und Interaktionen können durch die Tatsache gestört werden, dass man dauerhaft ein Gerät mit Kamera auf das Gegenüber richtet.

Ai Pin als Smartphone-Killer: „Es wird niemals funktionieren“

Als Ersatz für ein Smartphone oder einen Computer wird der Ai Pin von Humane keine Chance haben. Dafür hat nicht nur die erste Version, die gerade in den Verkauf gegangen ist, zu wenig Potenzial. Das ganze Konzept ist zu eingeschränkt und zu wenig intuitiv. Außerdem ist das Ganze viel zu teuer. Ein bis zwei gute Punkte lassen sich aber durchaus finden: immerhin scheint der Ai Pin, wenn er denn mal funktioniert, gute Ergebnisse aus der Nutzung verschiedener KI-Modelle und Quellen zu liefern. Auch sorgt Humane dafür, dass ein neues Gerätekonzept die Ideen auf dem Markt beflügeln.

Mark Gurman bricht es aber in seinem Ai Pin Testbericht auf ein paar recht einfache Worte herunter: „… es wird niemals funktionieren und es ist den Kauf nicht wert.“ Im besten Fall wird sich der Ai Pin bei Technik- und KI-Fans zu einem Accessoire entwickeln. Aber da Humane auf eine Smartphone- oder Smartwatch-App verzichtet, über welche sich der Ai Pin einrichten oder Daten von ihm extrahieren lassen, wird das Gerät bei der breiten Masse noch nichtmal als Zubehör einen Fuß in die Tür bekommen. Und selbst dafür müsste der Preis drastisch gesenkt werden. Ein Einlenken seitens Humane wird es aber scheinbar nicht geben.

Fazit: Ein Proof of Concept und nicht viel mehr

In besagtem Testbericht wird aufgrund der Fehlerlastigkeit des Ai Pins angemerkt, dass Humane zwar von einem „Version 1.0“-Gerät spricht, es sich aber wie etwas anfühlt, das noch weit davor liegt. Mit den nun an die ersten Kund/innen ausgegebenen Modellen schafft es Humane also gerade mal, einen nicht ganz überzeugenden Proof of Concept zu liefern. Sollte das Unternehmen weiter am eigenen proprietären System festhalten (was bei Ex-Apple-Führungskräften in der Unternehmensleitung kein Wunder wäre), dann könnte der Ai Pin bald in einer Nische versauern oder komplett untergehen. Die bisherigen Geräte wären dann Elektroschrott.

Quelle: Bloomberg

Ai Pin Video-Review von Marques Brownlee

Wenn ihr den Humane Ai Pin in Aktion sehen sowie noch eine weitere Meinung dazu hören wollt, dann kann ich euch die Video-Review vom Tech-YouTuber Marques Brownlee empfehlen. Aber auch hier wird schon aus dem Titel des Videos deutlich, wie seine Erfahrungen ausgefallen sind: „The Worst Product I’ve Ever Reviewed… For Now“.

Anfangs zeigt er auf, was das Gerät eigentlich machen können soll. Und anschließend beschreibt er, warum das alles nicht so richtig funktioniert. Vor allem die Wartezeiten zwischen Fragen und Antworten sowie die falschen Informationen, die oft ausgegeben werden, machen das Gerät unpraktisch. Von der Trageposition ganz zu schweigen. Schaut mal rein:

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1 Kommentar zu „Humane Ai Pin: Testberichte zeigen Schwächen und Grenzen des Geräts“

  1. Ist halt die erste Version. Ich finde das Gerät äußerst spannend. Und es zeigt wohin die Reise zukünftig gehen könnte.
    Ich denke, dass Steve sich darüber sicher Gedanken gemacht hätte. So wie vor dem erscheinen des ersten iPhone, da er alles andere vorher als nicht praktikabel befand. Einfaches Design und einfache Nutzung stand für Ihn ja immer im Vordergrund. Form was function!

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