Der englische Begriff „ASCII Art“ steht für „ASCII-Kunst“, also eine Kunstart, die sich am ASCII-Zeichensatz am Computer bedient. Heutzutage werden dafür auch andere Zeichensätze sowie verschiedene Schriftarten und Formatierungen verwendet. Um standardisierte und auf möglichst vielen System darstellbare Text- und Zeichen-Kombinationen zu verwenden, wird zudem Unicode eingesetzt. Doch was steckt hinter dem Ganzen? Was ist ASCII Art, wie ist sie entstanden und welche Formen davon gibt es heute noch? In diesem Beitrag gehen wir der Sache auf den Grund.
Kapitel in diesem Beitrag:
Was bedeutet eigentlich „ASCII“?
Die Abkürzung ASCII steht für „American Standard Code for Information Interchange“. Es ist ein System für die Kodierung von Zeichensätzen, das erstmals 1963 als Standard anerkannt wurde. Dieser Standard wurde in den 1960er Jahren sowie noch einmal in 1986 angepasst. Seither wird er aber weltweit verwendet, um insgesamt 128 Zeichen zu definieren, von denen 95 druckbar sind. Dazu gehören neben Groß- und Kleinbuchstaben des lateinischen Alphabets auch die Ziffern 0 bis 9 sowie einige Satz- und Sonderzeichen. Modernere Standards wie Unicode und ISO 8859 sind mit ASCII abwärtskompatibel.
Die Geschichte von ASCII Art
Im Grunde reicht die Geschichte der ASCII-Kunst bereits vor die Zeit von Computern und deren Schrift-Ausgabe zurück. Denn zuvor gab es bereits die sogenannte Schreibmaschinenkunst, die mit den namensgebenden Schreibmaschinen oder auch mit Fernschreibern realisiert wurde. An Schreibmaschinen konnten Zeichen im festgelegten Zeilen- und Zeichen-Raster genutzt werden, um einzelne Buchstaben, Ziffern und Zeichen für die Bildgebung zu verwenden. Zudem konnten mehrere Zeichen auf einer Stelle aufgebracht und das Papier verschoben werden, um Übergänge, Schattierungen und Kontraste weiter zu definieren. Eine Unterart der Schreibmaschinenkunst ist das Mustertippen für die künstlerische Ausgestaltung von Dokumenten.
Die Anfänge von ASCII Art reichen bis in die 1960er Jahre zurück, als Computerterminals noch keine hochauflösenden Grafiken darstellen konnten. Ihre Nutzer/innen begannen, die begrenzten Ressourcen der Zeichendarstellung zu nutzen, um Bilder zu erstellen, die aus ASCII-Zeichen bestanden. So wurde der relativ neue Standard schon zeitig für abstrakte und stilisierte Bilder verwendet. Diese Form der Kunst fand in Bulletin Board Systemen (BBS) und anderen frühen Online-Foren eine breite Anwendung. In den 1980er Jahren wurde ASCII Art durch die Verwendung von ANSI-Farben und erweiterten Zeichensätzen noch komplexer und vielfältiger. Zudem löste sie immer mehr die Schreibmaschinenkunst ab.
Heute gibt es durch verschiedene Schriftarten, Formatierungen, Schriftgrößen und unterschiedlichste Apps für die Textanpassung noch umfangreichere Möglichkeiten. Jedoch haben diese kaum mehr etwas mit der ursprünglichen ASCII Art zu tun. Zudem werden online zahlreiche ASCII-Art-Generatoren angeboten, dank denen man sich selber keine Mühe mehr bei der Umwandlung von Bildern in Zeichenfolgen geben muss.
Lediglich einfachste Formen, wie jene in den Bulletin Boards und frühen Internet-Foren, müssen entweder händisch erstellt oder nach der automatischen Umwandlung nochmal angepasst werden, um Linien bündig anzuordnen u. ä. – zudem fehlt heutzutage die Notwendigkeit. Denn selbst 4K-Grafiken und -Videos sind schnell übermittelt.
Beispiele für die ASCII-Kunst
Von der einfachen, stilisierten Darstellung von Personen, Tieren, Objekten und Konzepten vermittels Zeichenfolgen auf wenigen Zeilen hin zu umfangreichen Bildern in großen Rastern ist vieles möglich. Mir ist es nicht gelungen, hier im Blog ASCII-Kunst in Textform einzubinden, die in allen Browsern und auf allen Geräten gleich gut dargestellt werden könnte. Deshalb möchte ich euch auf die Wikipedia-Seite zum Thema verweisen. Dort gibt es zahlreiche Beispiele, die gut aussehen – u. a. ein Bild von Garfield, eine Usenet-Signatur mit einer schlafenden Katze sowie Schaltpläne aus ASCII-Zeichen.
Kaomojis: Japanische Emoticons aus anderen Schriftzeichen
Der ASCII-Standard bietet, wie oben bereits beschrieben, lediglich 128 Zeichen, von denen 95 druckbar sind und damit für ASCII Art verwendet werden können. Darunter sind lateinische Schriftzeichen, Ziffern und ein paar Sonderzeichen. Insgesamt ein vergleichsweise eingeschränkter Baukasten für die Ausgestaltung von Bildern – vor allem, wenn man sich auf wenige oder gar eine Zeile beschränken muss.
Wesentlich mehr verschiedene Schriftzeichen, Satzzeichen und Sonderzeichen sowie damit auch umfangreichere Möglichkeiten für die Bildgestaltung auf einer einzelnen Zeile bietet der japanische Schriftsatz (der u. a. im heute geläufigen Unicode-Standard enthalten ist). Mit diesem ergaben und ergeben sich die sogenannten Kaomojis. Ein Kaomoji kann als ein aus Japan stammendes Emoticon angesehen werden (๑˃̵ᴗ˂̵)و
Mehr dazu: Kaomojis – Geschichte der japanischen Emoticons
Animationen mit ASCII Art: Star Wars im Terminal
Wie bei jeder anderen Bildform auch, so ergibt sich bei ASCII Art ebenfalls die Illusion der Bewegung, wenn man leicht angepasste Einzelgrafiken aneinanderreiht. Dafür gibt es sicher zahlreiche Beispiele. Das bekannteste Beispiel für ASCII-Animationen ist aber wahrscheinlich die Umsetzung von „STAR WARS Episode IV“ im Mac Terminal, im Linux Terminal oder in der Windows Kommandozeile.
Dazu wird über das Telnet-Protokoll ein Server (telnet towel.blinkenlights.nl) angesteuert, der die Einzelbilder für die Darstellung des Films in Form von ASCII-Bildern liefert. Ab macOS 10.13 High Sierra (2017) unterstützt der Apple Mac Telnet nicht mehr nativ. Es kann, wie ich bei der Recherche zum Thema gelesen habe, aber eine Telnet-Unterstützung durch Drittanbieter-Software nachgerüstet werden.
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Johannes hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten in der Fachrichtung Fremdsprachen absolviert. Danach hat er sich aber für das Recherchieren und Schreiben entschieden, woraus seine Selbstständigkeit hervorging. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun u. a. für Sir Apfelot. Seine Artikel beinhalten Produktvorstellungen, News, Anleitungen, Videospiele, Konsolen und einiges mehr. Apple Keynotes verfolgt er live per Stream.