Biohacking, die Erschaffung von Cyborgs, die Verbindung von Mensch und Technik – egal wie man es ausdrücken möchte, es handelt sich dabei um Eingriffe am oder vielmehr im Körper. Dadurch sollen Sinne geschärft und / oder erweitert werden oder aber Technologien zur Erneuerung der eigenen Fähigkeiten zum Einsatz kommen. Ein RFID-Chip in der Größe eines Reiskorns etwa, welcher in die Hand implantiert wird, kann beim Öffnen von Türen ohne den sonst dazu nötigen Schlüssel helfen. Das ist aber noch ein eher simples Beispiel…
Kapitel in diesem Beitrag:
- 1 Über die wachsende Biohacking- und Cyborg Szene
- 2 Neil Harbisson und Moon Ribas als Cyborg-Künstler-Team
- 3 Gründe für Biohacking und Cyborg-Technologien
- 4 RFID: im Grunde schon ein alter Hut
- 5 Magneten, Kompasse und LEDs in den Körper implantieren
- 6 Überwachung und Optimierung der Vitalwerte
- 7 Fazit zu Body Hacking und Cyborgs
- 8 Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
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Über die wachsende Biohacking- und Cyborg Szene
Wer hätte es gedacht – vor allem in den USA wird die Gruppe der Menschen immer größer, die sich durch technische Hilfsmittel vom ganz normalen menschlichen Wesen zu einem verbesserten Mix aus Mensch und Maschine machen wollen. Dabei sollen Sinne erweitert und das Aussehen verändert werden. Jedoch kommt der erste offiziell von einer Regierung anerkannte Cyborg nicht aus den Vereinigten Staaten von Amerika, sondern aus Großbritannien. Die professionelle Cyborg-Revolution geht von Europa aus.
Neil Harbisson heißt der Mann und er leidet von Geburt an einer Achromatopsie; sieht die Welt daher nur in Grautönen. Um Farben zumindest irgendwie wahrzunehmen, trägt er eine Antenne mit Kamera auf dem Kopf, welche die Farben in seiner Umgebung in Töne umsetzt. Nicht umsonst hält der Cyborg und Aktionskünstler auch öfter Vorträge unter dem Titel „Ich höre Farben“ – wie hier im TED Talk. Mit seiner Antenne kann Harbisson aber auch Mobilfunk- und Satellitensignale empfangen und so zum Beispiel Aufnahmen von der ISS in seinen Kopf übertragen lassen.
Neil Harbisson und Moon Ribas als Cyborg-Künstler-Team
Dass die Wahrnehmung von Farben über Töne aber nicht nur Spielerei ist, sondern auch eine Hilfe für alle, die nur Grautöne sehen, beschreibt Neil Harbisson mit Moon Ribas hier bei „Talks at Google“:
Gründe für Biohacking und Cyborg-Technologien
Warum sich ein Mensch für die Implantierung von Geräten und Sensoren in den eigenen Körper entscheidet, das kann viele Gründe haben. Wie im obigen Video beschrieben können fehlende Sinneswahrnehmungen ersetzt bzw. neue Sinne erschaffen werden. Der im Video ebenfalls angesprochene Zeitsensor kann Reisenden gegen Jetlag helfen. Der seismische Sensor, den beispielsweise Moon Ribas implantiert hat, kann in Erdbebenregionen, so er regional wirkt, sogar Menschenleben retten. Auch die Übertragung von Reizen von Maschinen bzw. sogenannten Golems oder Avataren, welche auf anderen Planeten 3D-gedruckt werden, ist als Anwendungsbereich möglich.
Aber das ist vielleicht schon ein bisschen zu weit gedacht. Wer aber so wie die beiden Redner im Video denkt, der will nicht auf Biegen und Brechen eins mit der Technik werden. Im Vordergrund stehen die erweiterte Wahrnehmung der Natur und eine stärkere Verbindung zur selben. Und das ist ein Ansatzpunkt, der in der immer umfangreicher werdenden Diskussion um Biohacking und Cyborgs oft untergeht. Für manche mag es zwar Spielerei sein; andere Anwendungsbereiche sind allerdings recht sinnreich.
RFID: im Grunde schon ein alter Hut
Ganz so weit wie oben beschrieben muss man aber nicht unbedingt gehen, um sich Biohacker nennen zu dürfen. RFID heißt zum Beispiel das Zauberwort, das in Form von Chips daherkommt. Die ausführliche, englische Bezeichnung „Radio-Frequency Identification“ gibt schon an, um was es dabei geht. Eine Person kann sich dank eines implantierten Chips eindeutig ausweisen und braucht zum Beispiel an der eigenen Haustür keinen Schlüssel mehr.
Aber auch Lesegeräte an Flughäfen, großen Bahnhöfen und ähnlichen Orten könnten diese Technologie in Zukunft zur Identifikation der Reisegäste nutzen. RFID an sich ist allerdings nicht ganz so neu, nur neu entdeckt. Bereits 2004 nutzten einige Clubs in Spanien die Chips, welche in die Hand implantiert werden, um Schlangen zu vermeiden und Bezahlungen zu vereinfachen.
Magneten, Kompasse und LEDs in den Körper implantieren
Wer das Erdmagnetfeld spüren oder es nutzen möchte, um sich immer nach Norden ausrichten zu können, der kann dies durch Biohacking nun auch tun. Ich bin ja schon Ohrlöchern und Tattoos gegenüber sehr skeptisch – aber ich erlaube mir trotzdem kein Urteil über diese Veränderungen am Körper des Einzelnen. Immerhin gehört auch eine ganze Menge Mut dazu. Der implantierbare Kompass wird übrigens bald vom Unternehmen Cyborg Nest auf den Markt gebracht. Dieses wurde von Neil Harbisson mitbegründet.
Etwas umfangreicher als bei kleinen RFID-Chips oder ähnlichen Implantationen sind überdies jene technischen Veränderungen des menschlichen Körpers, die auf der Body Hacking Con 2016 in Austin, Texas gezeigt wurden. Einen Mikrochip mit fünf LEDs konnte man sich dort etwa in den Handrücken operieren lassen. Der Effekt: die LEDs scheinen durch die Haut hindurch. Mein Vorschlag für die Anwendung: wenn man mit dem Fahrrad abbiegen will und dafür die Hand heraushält, kann man mit den Leuchten unter der Haut blinken ;)
Infos zur nächsten Body Hacking Con vom 27. bis 29. Januar 2017 findet ihr übrigens hier.
Überwachung und Optimierung der Vitalwerte
Neben allen Spielerreihen und technischen Möglichkeiten für die Erleichterung oder Erweiterung des Alltags können „Cyborg-Module“ aber auch im medizinischen Sinne hilfreich sein. Längst schon sind Firmen wie Apple drauf und dran Smartphones, Smartwatches, Fitnessarmbänder sowie ähnliche Gadgets und Wearables für die Gesundheitsbranche zu nutzen. Der nächste Schritt, das Implantieren dieser Technologie, ist keine Zukunftsmusik mehr. Es wird wohl bald immer mehr Bodyhacker und Cyborgs geben.
Fazit zu Body Hacking und Cyborgs
Es geht nicht vorrangig um ein verändertes Aussehen, sondern um die Erweiterung der Sinne und Fähigkeiten. Ob es Farben sind, die man hören möchte, oder seismologische Aktivitäten – es gibt viele Möglichkeiten, die Wahrnehmung zu erweitern. Aber auch die Interaktion miteinander sowie mit der Technologie um einen herum kann durch Bio Hacking / Biohacking verbessert werden. Vor- und Nachteile muss dabei der Einzelne abwägen. Auf jeden Fall ist es ein interessantes Feld, welches in der Zukunft an Größe und Einfluss gewinnen wird.
Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
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Johannes hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten in der Fachrichtung Fremdsprachen absolviert. Danach hat er sich aber für das Recherchieren und Schreiben entschieden, woraus seine Selbstständigkeit hervorging. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun u. a. für Sir Apfelot. Seine Artikel beinhalten Produktvorstellungen, News, Anleitungen, Videospiele, Konsolen und einiges mehr. Apple Keynotes verfolgt er live per Stream.