Ich habe eben auf YouTube ein Video über die „Desertec“ Stiftung gesehen, welche einen interessanten Ansatz verfolgt, um den globalen Energiebedarf mit erneuerbaren Ressourcen aus den Wüsten der Welt zu decken. Dieses Projekt hat das Potenzial, die Energieprobleme der Zukunft zu lösen und die Umwelt nachhaltig zu schonen. Aufgrund der Fokussierung auf Wüstenbereiche wird die Stiftung auch gerne mit dem Begriff „Wüstenstrom“ in Verbindung gebracht.
Ich möchte mit diesem Beitrag einfach eine grobe Übersicht über die Stiftung geben und etwas Aufmerksamkeit darauf lenken. Gleichzeitig sollen aber nicht nur die positiven Auswirkungen der Projekte von Desertec genannt sein, sondern auch die möglichen negativen Auswirkungen aufgezeigt werden.
Kapitel in diesem Beitrag:
Die Vision der Desertec Foundation
Desertec ist eine Stiftung, die darauf abzielt, Wüstenstrom als Lösung für die globalen Energieprobleme zu nutzen. Sie basiert auf der Idee, Solarkraftwerke in Wüstengebieten zu errichten, um die enorme Sonnenenergie dieser Regionen zu nutzen.
Dabei will jedoch nicht Desertec selbst die Solarparks bauen, sondern dazu beitragen, dass diese Projekte vorankommen.
Hier sind einige Fakten über die Stiftung und die Wüstenstromprojekte:
- Gegründet im Jahr 2009 von einer Gruppe europäischer Unternehmen und Institutionen
- Ziel ist es, bis 2050 etwa 15 % des europäischen Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen in Nordafrika und dem Nahen Osten zu decken
- Nutzung von Fotovoltaik- und solarthermischen Kraftwerken zur Stromerzeugung
- Integration in ein europäisches und nordafrikanisches Stromnetz
- Fun Fact: mit 250 x 250 km Solarzellen könnte man den weltweiten Strombedarf decken
Auf der Desertec-Webseite selbst beschreibt sich die Stiftung wie folgt:
Die DESERTEC Foundation ist eine globale zivilgesellschaftliche Initiative mit dem Ziel, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Sie wurde 2009 als gemeinnützige Stiftung gegründet, die aus einem Netzwerk von Wissenschaftlern, Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern aus dem gesamten Mittelmeerraum hervorging, die gemeinsam das DESERTEC-Konzept entwickelten.
Wir arbeiten an der schnellen globalen Umsetzung des DESERTEC-Konzepts, einer umfassenden Lösung, die die globale Erwärmung bekämpft, eine zuverlässige Energieversorgung gewährleistet und Entwicklung und Sicherheit fördert. Das Team der DESERTEC Foundation besteht aus Menschen, die glauben, dass eine andere Welt möglich ist. Um die Vision in die Realität umzusetzen, arbeitet jedes Teammitglied pro bono*, um die Mission zu unterstützen.
- Wir sensibilisieren für die Vorteile von DESERTEC und das Energiepotenzial der Wüstenregionen
- Wir fördern die Schaffung der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die für einen globalen Übergang zu erneuerbaren Energien notwendig sind
- Wir unterstützen den Wissenstransfer und die wissenschaftliche Zusammenarbeit
- Förderung des Austauschs und der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor
* Pro bono ist ein lateinischer Ausdruck, der „für das Gemeinwohl“ oder „freiwillig und unentgeltlich“ bedeutet.
Warum gerade Wüstenstrom?
Die Nutzung von Wüstenstrom bietet zahlreiche Vorteile für die Umwelt und die globale Energieversorgung. Einige dieser Vorteile sind:
- Hohe Sonneneinstrahlung in Wüstengebieten ermöglicht effiziente Energiegewinnung
- Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und damit verbundenen Emissionen
- Förderung von nachhaltiger Entwicklung in Nordafrika und dem Nahen Osten
- Potenzial zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Wachstums
Herausforderungen und Kritikpunkte
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen und Kritikpunkte, die im Kontext des Desertec-Projektes diskutiert werden. Hier sind einige Kritikpunkte am Unternehmen, die von verschiedenen Quellen hervorgehoben werden:
- Kolonialistische Anklänge:
Einige Kritiker sehen in Desertec ein Projekt, das an die Kolonialzeit erinnert, indem Ressourcen aus weniger entwickelten Regionen, wie Nordafrika, für den Energiebedarf von Industrieregionen, wie Europa, genutzt werden sollen. - Unterschätzung der Energiewende:
Einige Experten sind überzeugt, dass Desertec die Auswirkungen der deutschen Energiewende unterschätzt hat, die die Energiepolitik und -infrastruktur in Europa grundlegend verändert haben. - Interne Konflikte:
Es gab langanhaltende Konflikte zwischen den beteiligten Unternehmen und Organisationen, die zur Eskalation und zum Scheitern des Projekts beigetragen haben könnten. - Abhängigkeit von politisch instabilen Regionen:
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Abhängigkeit von politisch instabilen Regionen in Nordafrika und dem Nahen Osten für die Energieversorgung Europas, was langfristig zu Unsicherheiten und Risiken führen könnte. - Umweltauswirkungen:
Obwohl das Projekt auf erneuerbare Energien abzielt, gibt es Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen, die durch den Bau von Solar- und Windkraftanlagen in ökologisch sensiblen Wüstengebieten entstehen könnten. - Hohe Investitionskosten:
Der Bau von Solarkraftwerken und Infrastruktur benötigt enorme finanzielle Investitionen. - Politische und wirtschaftliche Instabilität in einigen Zielländern:
Die Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit von politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Entwicklungen können sich negativ auf Investitionen, Geschäftsbeziehungen und die erfolgreiche Umsetzung von Projekten wie Desertec auswirken. - Umweltauswirkungen durch den Bau von Solarkraftwerken und Stromleitungen:
Es kann negative Effekte auf Ökosysteme, Lebensräume und Tierarten geben, die durch die Errichtung und den Betrieb dieser Anlagen verursacht werden, einschließlich der Veränderung von Landschaften, Bodenversiegelung und möglicher Störungen für lokale Tierpopulationen. - Skepsis hinsichtlich der Machbarkeit und Effizienz des Projekts:
Einige Experten und Kritiker haben Bedenken bezüglich der technischen Umsetzung, der Kosten-Nutzen-Analyse und der tatsächlichen Auswirkungen des Projekts auf die Energieversorgung und den Umweltschutz geäußert. Einige gehen davon aus, dass die angestrebten Ziele möglicherweise nicht erreicht werden können oder dass es effizientere Alternativen gibt.
Trotz der Kritikpunkte gibt es viele Punkte, die für die Unterstützung der Desertec Stiftung sprechen und die Förderung von Mega-Projekten im Solarthermie und Fotovoltaik-Bereich wird sicher weiterhin eine empfehlenswerte Sache sein.
Fazit
Die Desertec-Stiftung bietet eine visionäre Lösung für die globalen Energieprobleme und hat das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zur Umstellung auf erneuerbare Energien zu leisten. Obwohl es einige Herausforderungen und Kritikpunkte gibt, ist es wichtig, innovative Ansätze wie Desertec weiterzuverfolgen, um eine nachhaltigere Energiezukunft zu erreichen. Ich hoffe, dass ich euch einen kleinen Einblick in die Arbeit und die Projekte der Stiftung geben konnte.
Wenn ihr mehr zum aktuellen Stand der Desertec Projekte und zu der Stiftung selbst erfahren möchtet, kann ich euch das Video hier von Breaking Lab empfehlen:
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Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.
Das Ganze ist natürlich eine sehr interessante Sache. Visionär würde ich es aber nicht nennen. Wüsten bieten sich für die Energieerzeugung an. Das liegt auf der Hand. Das Problem ist die Abhängigkeit von anderen Ländern. Meiner Meinung nach ist die Sache für Europa damit auch schon gescheitert. Man wird hoffentlich nicht so dumm sein und nach der Abhängigkeit von Öl und Gas sich gleich in die nächste Abhängigkeit begeben. Allerdings sollte man solche Projekte fördern, damit sich die afrikanischen Staaten selbst mit Energie versorgen können. Europa muss andere Lösungen suchen.
Hi Timewalker! Ich denke, es dürfte bei dem Energiebedarf sehr schwer werden, alles alleine ohne Abhängigkeiten zu stemmen. Vielleicht, wenn sie irgendwann mal die Kernfusion geregelt bekommen. Aber das sieht nicht so aus, als wäre das in den nächste 5 Jahren der Fall.
Hi Jens,
keine Frage, es wird für Europa nicht leicht. Leider sind die Regionen wo man in der Wüste Strom erzeugen kann, politisch eher instabil und unzuverlässig. Aus Afrika kommen nicht umsonst so einige Flüchtlinge zu uns. Wenn wir von dort dann Strom beziehen würden, sind wir zusätzlich auch noch erpressbar. Keine guten Voraussetzungen.
Schon als Kind habe ich mich gewundert, warum man z.B. bei Erdgas sich derartig abhängig macht. Inzwischen bekommen wir ja auch die Quittung für diese Naivität. Ich denke die einzigen Staaten mit denen man einigermaßen vertrauensvoll zusammenarbeiten kann sind Mitgliedsstaaten der EU und der Nato, wenigstens so einigermaßen.
Gruß
Udo
Das mit dem Erdgas hat hoffentlich gezeigt, dass man sich nicht zu stark von einer Quelle abhängig machen sollte. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen, dass Europa in Zukunft etwas „ausfallsicherer“ aufgestellt wird. 😊
Das mit „ausfallsicherer“ kann man nur doppelt und dreifach unterstreichen.