DIY-Tipp: Handdesinfektionsmittel selber mischen

DIY Handdesinfektion Rezept

Keine Sorge, mein Blog wird nicht zur „Sammlung von Omas Hausmitteln“ mutieren und ich werde auch nicht täglich über das Coronavirus (COVID-19) berichten. Für diese Art Information ist aus meiner Sicht der Podcast „Coronavirus Update“ mit Christian Drosten die beste Anlaufstelle. Christian Drosten ist der Leiter der Virologie der Berliner Charité und der führende Virus-Forscher in Deutschland. In dem Podcast berichtet er mit den Wissenschaftsredakteurinnen Korinna Hennig und Anja Martini vom NDR täglich 30 Minuten über die neuesten Entwicklungen zum Coronavirus.

Ich habe aber einen praktischen Alltagstipp zum Thema Corona gelernt, den ich gerne mit euch teilen möchte. Aus dem Grund entschuldigt bitte, wenn ich hier ausnahmsweise mal abseits von Apple und Smartphone darüber berichte.

Unglaublich, aber wahr: Handdesinfektionsmittel ist aktuell noch schwerer zu beschaffen als Klopapier (Fotos: Sir Apfelot).
Unglaublich, aber wahr: Handdesinfektionsmittel ist aktuell noch schwerer zu beschaffen als Klopapier (Fotos: Sir Apfelot).

Not macht erfinderisch…

Wir leben hier im nordhessischen Bergland und haben trotz der Corona-Krise noch eine bescheidene Auswahl Toilettenpapier im Einzelhandel verfügbar. Bei den Desinfektionsmitteln sieht die Sache aber komplett anders aus. Hier findet man nur noch leere Regale und so standen wir als recht große Familie mit einer einzigen halb leeren Flasche Handdesinfektionsmittel da, die wir schon seit Ewigkeiten im Badschrank stehen hatten. Wie lange diese bei der aktuellen „Bedrohung“ gehalten hat, kann man sich ausrechnen.

DIY-Idee: Desinfektionsmitteln selbst machen

Meine Frau kam letztendlich auf die Idee, dass man sich vielleicht aus einen Kanister Isopropylalkohol (auch kurz Isopropanol oder 2-Propanol), der wir zum Entfetten von geöltem Holz vor dem Lackieren gekauft hatten, selbst ein Desinfektionsmittel für die Hände mischen könnte.

Die Anleitung, der sie dabei gefolgt ist, findet man hier in englischer Sprache. Die Autorin beschreibt, wie sie aus Isoprophylalkohol und Aloe Vera Gel ein halbwegs hautfreundliches Desinfektionsmittel für die Hände gemacht hat.

Die Zutaten für das Handdesinfektions-Rezept: Isopropanol, Aloe Vera und eine Silikon-Reisetube (Fotos: Sir Apfelot).
Die Zutaten für das Handdesinfektions-Rezept: Isopropanol, Aloe Vera und eine Silikon-Reisetube (Fotos: Sir Apfelot).

Haftungsausschluss

Ich bin kein Arzt und möchte keine medizinische Beratung anbieten. Echte, medizinische Hautdesinfektionsmittel sind sicher besser und geprüft, aber leider gerade Mangelware in Deutschland. Aus dem Grund möchte ich hier nur einen Anreiz geben, wie man sich im Notfall vielleicht aushelfen kann. Es ist aber keineswegs als eine medizinische Beratung zu verstehen.

Und noch einen Hinweis, der allgemein von Medizinern gegeben wird: Ausgiebiges Händewaschen mit Seife ist daheim immer der Handdesinfektion vorzuziehen. Wenn man zu Hause ist, sollte man also lieber ans Waschbecken gehen, anstatt sich mit Isopropanol einzureiben – die Haut wird es einem danken.

Informationen aus der englischen „DIY Hand Sanitiser“-Anleitung

Die grundlegende Anleitung klingt einfach:

  • 7 Teile reinen Alkohol mit 3 Teilen Aloe Vera Gel mischen.

Man muss bei der Sache aber auf die Details achten. Aus dem Grund habe ich hier einige interessante Punkte aus dem englischen Artikel zusammengetragen, die man sich merken sollte:

  • Man mischt 7 Teile Alkohol mit 3 Teilen Aloe Vera Gel.
  • Das Aloe Vera Gel sollte möglichst rein und ohne Stücke sein (man findet solche Gels hier bei Amazon oder hier bei eBay).
  • Beim Alkohol kann es sich sowohl um Ethylalkohol als auch um Isopropanol handeln. Beides sollte mind. 99% rein sein. Angebote findet man hier und hier bei eBay (derzeit gibt es nichts mehr bei Amazon).
  • Bitte kein 70%iges Isopropanol bestellen, da dies zu stark verdünnt ist!
  • Es gibt keinen riesigen Unterschied zwischen den beiden Alkoholsorten Ethanol und Isopropanol. Soweit ich es verstanden habe, wirken beide gegen Mikroben (darunter fallen Bakterien, Viren und Pilze).
  • Damit das Handdesinfektionsmittel wirksam gegen Mikroben ist, muss es in der endgültigen Mischung mindestens 60 bis 70% Alkohol enthalten.
  • Statt Aloe Vera könnte man auch Wasser nehmen, aber das Aloe Vera Gel wirkt der Austrocknung der Haut durch den Alkohol entgegen und es sorgt dafür, dass die Mischung noch besser an der Haut haftet als Wasser. Es zieht jedoch nach einer Minute ein und klebt nicht.
Ich habe das "sehr gut" getestete Aloe Vera Gel bestellt und bin damit sehr zufrieden, da es wirklich wie Gel ist und dem Handdesinfektionsmittel eine gelartige Konsistenz gibt. Günstigere Aloe Vera Säfte sind aus meiner Sicht viel zu flüssig.
Ich habe das „sehr gut“ getestete Aloe Vera Gel bestellt und bin damit sehr zufrieden, da es wirklich wie Gel ist und dem Handdesinfektionsmittel eine gelartige Konsistenz gibt. Günstigere Aloe Vera Säfte sind aus meiner Sicht viel zu flüssig.

DIY-Desinfektion effektiver gegen Viren als Hygienespray?

Interessante Nebenentdeckung: Bei unserem gekauften Hygienemittel steht bei den Inhaltsangaben: 40g Ethanol und 19g Propan-2-ol pro 100g. Laut meiner Rechnung komme ich da auf 59%, während wissenschaftliche Quellen sagen, dass man mind. 60% Alkohol in der Mischung benötigt, um Viren abzutöten. So gesehen, müsste unsere Selbstbaumischung mit ca. 66% Isopropanol effektiver sein, als das „Hygienespray“, auf das man sich vom Gefühl her vielleicht eher verlassen würde. Vielleicht heißt es aus dem Grund auch nicht „Desinfektionsspray“, sondern „Hygienespray“.

Auf das Hygienespray würde ich persönlich weniger vertrauen, da es mit 59% Alkohol knapp unterhalb der Grenze von 60% liegt, die Mediziner als Mindestkonzentration für die WIrksamkeit gegen Viren voraussetzen.
Auf das Hygienespray würde ich persönlich weniger vertrauen, da es mit 59% Alkohol knapp unterhalb der Grenze von 60% liegt, die Mediziner als Mindestkonzentration für die Wirksamkeit gegen Viren voraussetzen.

Sichere Aufbewahrung des DIY-Desinfektionsmittels

Man meint nicht, dass es bei der Aufbewahrung viel zu beachten gibt, aber die Mischung ist relativ flüssig und neigt dazu, sich zu verflüchtigen. Wir hatten Isopropanol mal in einer Sprühflasche ohne Deckel (nur mit Sprühaufsatz) abgefüllt. Am nächsten Tag war die Flasche leer, da sich über Nacht der ganze Inhalt in Luft aufgelöst hat.

Meine Frau hat dazu etwas recherchiert und ein Set mit Silikonflaschen (89 ml und 60 ml Inhalt) gefunden, die sich für Flugreisen eignen. Sie sind auslaufsicher und schließen nahezu 100% ab. Ich habe sogar testweise eine Markierung an einer Flasche gemacht, um zu sehen, ob sich der Inhalt hier verselbständigt, aber selbst nach 24 Stunden konnte keine Änderung des Füllstandes feststellen.

Mit den Silikontuben hat man das Desinfektionsmittel immer dort, wo man es benötigt, ohne Angst zu haben, dass es ausläuft.
Mit den Silikontuben hat man das Desinfektionsmittel immer dort, wo man es benötigt, ohne Angst zu haben, dass es ausläuft.

Unser Fazit zum hausgemachten Desinfektionsmittel

Wir sind uns natürlich bewusst, dass das selbst gebraute Mittel eher eine Notlösung sind und sie vermutlich kein Vergleich zu echten, medizinischen Produkten darstellen. Trotzdem sind wir froh, wenigstens irgendwas zur Hand zu haben, wenn wir doch mal Einkaufen müssen und nachher die Hände, das Bargeld oder den Türgriff am Auto desinfizieren möchten.

Durch den Zusatz von dem Aloe Vera Gel fühlt sich die Haut nach der Verwendung ganz angenehm an und ist nicht so spröde, wie nach der Nutzung von reinem Alkohol. Wir haben die beiden Inhaltsstoffe heute noch einmal nachbestellt, da wir nicht denken, dass wir mit der aktuellen Menge tatsächlich die kommenden Wochen und Monate abdecken können.

Einkaufsliste für 3 Liter Handdesinfektionsmittel

Um euch die Sache möglichst einfach zu machen, habe ich hier die „Zutaten“ nochmal mit konkreten Produkten verlinkt, damit ihr sie leicht bestellen könnt und nicht mehr lange vergleichen müsst:

Ich würde hier auch das oben genannte Aloe Vera Gel empfehlen, da es wirklich gelartig ist und so die Mischung nachher nicht so dünnflüssig wird. Bei billigem Aloe Vera hat man oft sehr flüssige Produkte, die der Mischung keine Festigkeit geben.

Wir haben diese kleinen Silikonflaschen mit Handdesinfizierer mittlerweile in den Autos und zu Hause verteilt, damit man es immer zur Hand hat, wenn man gerade Bedarf hat, sich die Hände zu desinfizieren.

Übrigens: Wir hatten eine Mischung mit günstigem Aloe Vera ausprobiert, die sich in der Andwendung mit den Silikontuben aber nur schwer dosieren ließ, da sie viel zu flüssig war. Das „sehr gut“ getestete Aloe Vera (Ökotest), liefert hier ein zähflüssiges Ergebnis, das sich eher besser aus der Tube drücken lässt. Dadurch saut deutlich weniger rum und verschwendet weniger des Desinfektionsmittels.

Die Silikontube ist auslaufsicher, aber leider etwas schwer zum Dosieren.
Die Silikontube ist auslaufsicher, aber leider etwas schwer zum Dosieren.

Anhang: Interessante FAQ zum Thema Alkohol, Viren und Handdesinfektion

Bei der Recherche habe ich eine interessante Seite gefunden, bei der eigentlich die Frage erörtert wurde, ob man sich mit Wodka desinfizieren kann. Die kurze Antwort ist nein, da die Alkoholkonzentration in Wodka deutlich unter 60% liegt.

Neben dieser Erkenntnis gab es dort aber noch andere – teilweise überraschende – Fakten:

  • Während Alkohol gegen das Coronavirus und einige andere Viren effektiv wirkt, ist es bei bestimmten Viren, die keine Virushülle haben, weniger erfolgreich beim Abtöten.
  • Wenn 60% Alkohol gut sind, würde man meinen, dass 100%iger Alkohol vielleicht maximal effektiv ist. Tatsächlich ist dies bei der Handdesinfektion nicht der Fall, da die Protein-Denaturierung schneller arbeitet, wenn etwas Wasser zugesetzt wird. Ebenso würde reiner Alkohol zu schnell verdunsten und so nicht lange genug auf der Haut bleiben, um richtig zu wirken.
  • Sind Handdesinfektionsmittel immer die beste Wahl gegen Coronaviren? Nein, wenn man die Möglichkeit hat, seine Hände mit Seife und Wasser (30 Sekunden!) ausgiebig zu waschen, dann ist dies effektiver als selbst gemachte Desinfektionsmittel.
  • Bei Handdesinfektionsmitteln verdunstet der Alkohol naturgemäß schneller als die anderen Inhaltsstoffe. Damit nimmt die Konzentration an Alkohol ab und irgendwann unterschreitet das Mittel die 60% Konzentration. Dies sollte man im Kopf haben und eventuell Alkohol von Zeit zu Zeit nachfüllen oder die Mischung komplett neu ansetzen.

Wenn ihr Tipps zum Umgang mit Corona habt oder Ideen, wie man dieses Desinfektionsmittel-Rezept noch verbessern kann, lasst gerne einen Kommentar da.

Und vor allem: Bleibt gesund!

Update März 2021: Wie ergeht es euch in der Corona-Pandemie?

Seit der ersten Version dieses Beitrags ist nun schon wieder ein Jahr vergangen. Habt ihr euch die oben vorgeschlagene Mischung zubereitet? Wie kommt ihr allgemein durch den Alltag mit dem Coronavirus? Oder wurdet ihr sogar schon geimpft? Lasst gern einen Kommentar zum Thema da, denn es interessiert mich immer, was ihr zu den hier vorgestellten Themen zu sagen habt!

Ich habe gerade zudem mal die in diesem Beitrag gegebenen Links zu den vorgeschlagenen Produkten gecheckt – und sie funktionieren noch. Die Artikel sind also weiterhin erhältlich. Wenn euch die Handdesinfektion mit Aloe Vera zusagt, dann könnt ihr sie also weiterhin zuhause selber machen. 

Bleibt überdies schön gesund; und hoffentlich haben wir alle die Pandemie in einem Jahr (also dann spätestens im März 2022) hinter uns…

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7 Kommentare zu „DIY-Tipp: Handdesinfektionsmittel selber mischen“

    1. Danke für den Hinweis! In beiden Rezepten ist Glyzerin und Wasserstoffperoxid. Ich weiß nicht, wie leicht es ist, diese Zutaten zu holen. Ich finde die Version mit Aloe Vera angenehmer und leichter von den Zutaten, aber das ist sicher Geschmackssache.

      1. Kai-Uwe Schneider

        Wasserstoffperoxid (3%) und Glycerin gibts in jeder Apotheke. Wasserstoffperoxid kann vielseitig z.B. zur Wundreinigung verwendet werden oder auch bei Aphten im Mund. Glycerin eignet sich sehr gut zur Pflege von Türgummis am Auto. Man hat also einen Mehrfachnutzen:-)

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