Die Doublicat App ist ein für iOS und Android verfügbares Programm, welches ermöglicht, das eigene Gesicht anstelle des Gesichts einer Person in bekannten Film- oder Serienszenen bzw. in Memes einzusetzen. Der dahinterstehende Prozess wird Deep Fake genannt. Deep Fakes haben in der Vergangenheit schon zu Schlagzeilen geführt, da sie in Bild- und Videoform vorgaukeln können, dass bestimmte Personen etwas gesagt oder getan haben, was sie eben nicht gesagt oder getan haben. Von gefälschten Interviews bis hin zu kompromittierenden Erwachsenenfilm-Fakes war alles dabei. Eher lustiger soll es mit Doublicat zugehen, weil da der Spaßfaktor im Vordergrund steht; und wie immer das Kleingedruckte im Hintergrund. Doch lohnt sich ein Blick in die gewährte – bzw. nicht gewährte – Privatsphäre.
Kapitel in diesem Beitrag:
Doublicat App – Hype nur ein Jahr nach der kontroversen FaceApp
Auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter, auf Meme-Seiten wie 9GAG sowie in WhatsApp-Chats machen die mit Doublicat erzeugten Bilder und Clips die Runde. Reaktionen in GIF-Form werden damit angepasst, damit das darin gezeigte Gesicht nicht mehr das einer Schauspielerin oder eines Schauspielers ist, sondern das der reagierenden Person. Dazu muss die Doublicat App aus dem iOS App Store oder dem Google Play Store für Android heruntergeladen und mit dem eigenen Gesicht gefüttert werden. In nur wenigen Sekunden hat die Software hinter der App dann das eingespeiste Foto auf das ausgesuchte Video oder GIF gerechnet und man kann das Ergebnis nach Belieben verwenden.
Ähnlich einfach und ähnlich schnell gehypt war vor ziemlich genau einem Jahr auch die sogenannte FaceApp. Sie wurde und wird vor allem dazu verwendet, Gesichter älter, jünger oder als Geschlechter-Äquivalent darzustellen. Der Spaß hält dabei für die Zeit des Aha-Moments und des Teilens mit anderen an. Schnell ist das Ganze wieder vergessen, die App gelöscht. Aber die übertragenen Daten, das eigene Gesicht sowie die erzeugten Alterungen, Verjüngungen und so weiter bleiben auf den FaceApp-Servern. Und sie werden von den Entwickler/innen oder Dritten eventuell verwendet – zur Dokumentation, Vorführung oder Bewerbung der App oder auch zur Entwicklung anderer Produkte.
Datenschutz bei Doublicat – Privatsphäre scheint auch hier egal
Nun ist in der digitalen Welt ein Jahr eine lange Zeit und die meisten scheinen die Kontroverse rund um die FaceApp vergessen zu haben. Denn die einfach einzusehenden „Terms of Service“, also die AGB der Doublicat App, scheinen die wenigsten zu interessieren – auch Medien, welche die Software komplett positiv darstellen (Mein MMO, iTop News, etc.). Ihr könnt sie mit diesem Link einsehen. Vielleicht lesen auch alle nur den ersten Absatz von Punkt 5 „User Content“, der (frei übersetzt) so lautet:
Unsere Angebote ermöglichen Ihnen die Nutzung der Dienste mit den hochgeladenen Inhalten sowie das Erstellen, Veröffentlichen, Speichern und Weitergeben der generierten Inhalte. Der hochgeladene und der generierte Inhalt ist Ihr geistiges Eigentum. Mit Ausnahme der Lizenz, die Sie unten erteilen, behalten Sie alle Rechte an Ihrem Inhalt. Doublicat beansprucht keine Eigentumsrechte an den Benutzer-Inhalten.
Dass diese gut klingenden Copyright-Zusprüche mit der „Lizenz, die Sie unten erteilen“ direkt wieder ausgehebelt werden, zeigt der direkt folgende Absatz:
Sie gewähren Doublicat hiermit eine nicht-exklusive, weltweite, gebührenfreie, unterlizenzierbare und übertragbare Lizenz zum Hosten, Speichern, Verwenden in jeglicher Art und Weise, Anzeigen, Reproduzieren, Modifizieren, Anpassen, Bearbeiten, Veröffentlichen und Verteilen des hochgeladenen und generierten Inhalts. Diese Lizenz dient dem begrenzten Zweck, die Dienste zu betreiben, zu entwickeln, bereitzustellen und zu verbessern sowie hochgeladene Inhalte in der Bibliothek zur wiederholten Verwendung durch den Benutzer anzuzeigen.
Eure Fotos und die daraus generierten Deep-Fake-Inhalte werden also nicht nur auf den Doublicat-Servern gespeichert, damit ihr bequem wieder darauf zugreifen könnt. Die Entwickler/innen schreiben sich auch allumfassende Nutzungsrechte zu. Der „begrenzte Zweck“ ist dabei ein Witz, da sowohl Werbung mit den Inhalten als auch die Weitergabe an Dritte, die Nutzung zu Analysezwecken und so weiter darunter laufen kann.
Aber „begrenzt“ ist die im obigen Absatz angemerkte Lizenz eh nur für die hochgeladenen Fotos eures Gesichts. Für die mit der Doublicat App generierten Deep Fakes – also den Kombinationen aus Popkultur-Material und eigenem Foto – wird die Lizenz weiter gefasst, um potentiell noch mehr damit anzustellen:
Der generierte Inhalt kann öffentlich sein, sodass die Lizenz, die Sie uns für diesen Inhalt erteilen, weiter gefasst ist. Zusätzlich zu den im vorigen Absatz genannten Rechten gewähren Sie uns auch eine unbefristete Lizenz zur Erstellung abgeleiteter Werke, zur Ausstellung, Ausstrahlung, öffentlichen Aufführung und öffentlichen Darstellung des generierten Inhalts in jeder Form und in allen Medien oder Verbreitungsmethoden.
Das hat nichts mehr mit einem „begrenzten Zweck“ zu tun.
Ich würde den Doublicat App Download nicht empfehlen
Wie steht es also um den Doublicat App Download, die Verwendung der App und vielleicht auch noch die Nutzung mit anderen als den eigenen Fotos? Hier möchte ich mein Fazit aus dem oben verlinkten FaceApp-Beitrag von letztem Jahr wiederholen: Ladet euch Doublicat nicht herunter und untersagt allen, die Fotos von euch haben könnten, eure Bilder durch diese App zu jagen! Zumindest, wenn ihr nicht in irgendeiner Werbung, in einer neuen App, in Analyse-Tools zur Gesichtserkennung oder in völlig neuen, vielleicht gar nicht gewollten Deep Fakes vorkommen wollt. Denn niemand weiß, was die Entwickler/innen mit dem Material noch machen werden.
Fazit zur Trend-App 2020
Man könnte die unbedachte Nutzung der vermeintlichen Spaß-App auf die triste Corona-Zeit in 2020 schieben. Leute brauchen nunmal eine Ablenkung und jede/r will sich doch mal gerne als Hauptdarsteller/in, als Popstar oder in einem Meme sehen. Das könnte man denken, wenn wir nicht vor einem Jahr schon ohne Coronavirus die Diskussion zur FaceApp gehabt hätten. Mit der Doublicat App (und natürlich vielen anderen, ähnlich agierenden, aber nicht so öffentlich gefeierten Programmen) muss nun abermals Aufklärungsarbeit betrieben und auf die AGB der Entwickler/innen hingewiesen werden. Also macht das mal.
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Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.