Elon Musk hat gestern auf seiner Plattform X, ehemals Twitter, verkündet, dass eines seiner anderen Unternehmen namens Neuralink das erste Mal ein Hirnimplantat in einem Menschen eingesetzt hat. Die betreffende Person solle sich gut erholen und das Implantat auch erste vielversprechende Signale abgeben. Später benannte Musk den Produktnamen des Implantats mit „Telepathy“. Was es damit auf sich hat, seit wann es Neuralink gibt, welche Ziele Musk mit dem Unternehmen verfolgt und was man sonst zu neuronalen Implantaten von Privatfirmen wissen sollte, das habe ich euch im Folgenden zusammengefasst.
Kapitel in diesem Beitrag:
- 1 Was ist Neuralink für eine Firma?
- 2 Sind Hirnimplantate dieser Art bereits erforscht worden?
- 3 Was ist also so neu am Telepathy-Gerät von Neuralink?
- 4 Wie funktioniert die Kommunikation zwischen Gehirn und Computer?
- 5 Was ist das Ziel der Gehirn-Implantate von Neuralink?
- 6 Wie wurde die Implantation vorgenommen?
- 7 Wurde die Operation von Neuralink legal vorgenommen?
- 8 Was weiß man über die Tierversuche?
- 9 Wie geht es nun für die erste Testperson weiter?
- 10 Welche Informationen gibt es noch zur Telepathy-Studie?
- 11 Was gilt es bei Implantaten von Privatfirmen zu bedenken?
- 12 Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
- 13 Ähnliche Beiträge
Was ist Neuralink für eine Firma?
Neuralink ist ein Startup, das im Juli 2016 gemeinsam von Elon Musk und acht Investoren ins Leben gerufen wurde. Das Ziel der Unternehmung ist es, ein Gerät zu entwickeln, welches die Bedienung von Computern direkt vom Gehirn aus ermöglicht. Ein solches Brain-Computer-Interface (BCI) soll nun in Form einer Neuroprothese bei einem Menschen eingesetzt worden sein.
Sind Hirnimplantate dieser Art bereits erforscht worden?
Ja, Neuralink betritt in diesem Bereich kein komplett neues Terrain. Die Forschung auf diesem Gebiet ist schon seit einigen Jahrzehnten im Gange und es gibt bereits mehrere Anwendungsbeispiele. Zwar nicht für die kommerzielle Anwendung, um sonst gesunden Personen eine neue Art der Computerbedienung zu ermöglichen, aber im medizinischen Bereich. Personen mit neuronalen Traumata können durch Neuroprothesen wieder Lebensqualität hinzugewinnen. Auch im Fall von Paralyse, Parkinson oder Epilepsie kamen für die Überwachung, die Warnung vor Anfällen, etc. schon Hirn- bzw. Rückenmark-Implantate zum Einsatz.
Was ist also so neu am Telepathy-Gerät von Neuralink?
Telepathy bzw. das jetzt in einem Menschen eingesetzte Prototyp-Gerät soll präziser arbeiten als bestimmte andere Geräte und Interfaces zuvor. Es nutzt mehr als 1.000 Elektroden und spricht damit jeweils einzelne Neuronen an. Andere Geräte nutzen weniger Elektroden und sprechen damit meist Ansammlungen von Neuronen an, etwa um Hirnströme zu messen oder bestimmte Hirnbereiche zu überwachen. Das Ziel von Neuralink ist die präzise Kommunikation mit einzelnen Nervenzellen sowie die Hirn-Computer-Interaktion vermittels der aufgebauten Verbindungen.
Wie funktioniert die Kommunikation zwischen Gehirn und Computer?
Das Implantat besteht aus einem Chip, weiterer Elektronik und den im Gehirn eingebrachten Elektroden. Das alles wird komplett im Schädel der betreffenden Person untergebracht. Die Kommunikation mit der Neuralink-App auf dem Zielgerät funktioniert kabellos per Funk. Die App interpretiert dann die eingehenden Signale und übersetzt sie in Aktionen und Befehle. Das Aufladen des Implantat-Akkus geschieht kabellos.
Was ist das Ziel der Gehirn-Implantate von Neuralink?
Zu Beginn soll paralysierten Menschen geholfen werden, sich besser zu verständigen bzw. Computer und Smartphones per Gedanken zu bedienen. Letztendlich soll nach weiterer Forschung und weiteren Versuchsläufen auch Menschen mit Gehör- oder Sehverlust geholfen werden. Aber es wäre keine Musk-Firma, wenn nicht auch das Ziel bestünde, irgendwann Menschen mit KI verschmelzen zu lassen.
Wie wurde die Implantation vorgenommen?
Neuralink hat einen maßgeschneiderten OP-Roboter entwickelt, der die Implantation vornehmen kann.
Wurde die Operation von Neuralink legal vorgenommen?
Ja. Neuralink hat in den USA seit Mai 2023 die Erlaubnis, klinische Versuche an Menschen durchzuführen. Im Vorfeld der Erlaubnis wurden eine Reihe von Tierversuchen durchgeführt.
Was weiß man über die Tierversuche?
Unter anderem sollen Versuche an Primaten vorgenommen worden sein. Neuralink bzw. die mit 1,4 Millionen Dollar beauftragte University of California soll dabei gepfuscht und sich nicht an Standards gehalten haben. Bereits im Februar 2022 gab es eine Klage gegen die University of California seitens des Physicians Committee for Responsible Medicine. Diese steht im Zusammenhang mit dem Vorwurf, dass im Auftrag von Neuralink invasive und letztendlich tödliche Eingriffe an mindestens 23 Affen vorgenommen wurden.
Wie geht es nun für die erste Testperson weiter?
Sie wird dabei helfen, Telepathy zu testen und das Design des Implantats zu verbessern. Zudem sollen dieses Jahr noch bis zu zehn weitere Personen operiert und mit dem Implantat ausgestattet werden. Das Ziel ist dabei, eine Studie stattfinden zu lassen, um das BCI weiter zu erforschen.
Welche Informationen gibt es noch zur Telepathy-Studie?
Da sie noch ganz am Anfang steht, kann man nur spekulieren, wie es weitergeht. Diese Art der Neuroprothese-Studien umfassten bisher fünf bis zehn Personen sowie einer Anfangsphase von einem Jahr – dies ist die Durchführbarkeitsstudie. An diese schließt sich die Schlüsselstudie an, die durchaus fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen kann. Dabei läuft parallel die weitere Forschung und Entwicklung. Erste kommerzielle Angebote von Neuralink sind also frühestens zur nächsten Jahrzehntwende zu erwarten.
Was gilt es bei Implantaten von Privatfirmen zu bedenken?
Genau dieses Thema haben wir bereits im Juni angesprochen: In der Wochenschau für die KW 22 in 2023 ging es um das Paper „How I became myself after merging with a computer: Does human-machine symbiosis raise human rights issues?“ und die Frage, ob es ein Menschenrechtsverstoß ist, Personen ihre helfenden Implantate zu entnehmen, wenn beispielsweise die Betreiberfirma pleite geht. Wenn euch das interessiert, findet ihr hier das PDF dazu.
Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
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Johannes hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten in der Fachrichtung Fremdsprachen absolviert. Danach hat er sich aber für das Recherchieren und Schreiben entschieden, woraus seine Selbstständigkeit hervorging. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun u. a. für Sir Apfelot. Seine Artikel beinhalten Produktvorstellungen, News, Anleitungen, Videospiele, Konsolen und einiges mehr. Apple Keynotes verfolgt er live per Stream.
„Telepathie“ sollte rechtlich nicht als Name für ein Gerät verwendet werden, das medizinische und menschliche Bedürfnisse erfüllt. Dies gilt selbst dann, wenn der wichtige Teil des Namens aus wissenschaftlichen Gründen geändert werden müsste. Telepathie ist nämlich normalerweise eine Fähigkeit, nicht ein Gerät.
Naja, es sollte ja auch ein Gerät sein, dass den Benutzer diese Fähigkeit gibt – wenn man es mal platt so ausdrücken möchte. Aber meines Wissens kommt „Telepathie“ auch nicht im Name „Neuralink“ vor… daher dürfte die Namensänderung nicht notwenig sein. ;-)
Ich glaube nicht, dass sich irgendein Staat regulierend damit auseinandersetzt, dass ein Tech-Unternehmen sein Produkt nach einer parapsychologischen „Fähigkeit“ benennt. Apple verkauft mit seinem Headset „Vision Pro“ ja auch keine echten Visionen, und Nintendo hat trotz des Produktnamens „Game Boy“ nie einen Jungen hergestellt. Die „Quest“ von Meta schickt niemanden auf eine Mission, und weder der „Macintosh“ noch seine Herstellerfirma wachsen an Bäumen. Und außerdem: Telepathie ist keinesfalls „normalerweise eine Fähigkeit“. Das zu behaupten, werte ich als Verbreitung von Falschinformationen.
„Aber es wäre keine Musk-Firma, wenn nicht auch das Ziel bestünde, irgendwann Menschen mit KI verschmelzen zu lassen.“
Wir sind die Borg. Ihre biologischen und technologischen Besonderheiten werden den unsrigen hinzugefügt. Widerstand ist zwecklos.
🖖