EU erhöht Druck auf Apple: iOS muss sich für Drittanbieter öffnen

Apple Store in New York

Die Europäische Kommission verschärft ihren Ton gegenüber Apple und fordert eine weitreichende Öffnung des iOS-Betriebssystems für Konkurrenten. Der iPhone-Hersteller sieht darin erhebliche Datenschutzrisiken, besonders im Hinblick auf Anfragen des Social-Media-Giganten Meta.

TL;DR – die wichtigsten Infos

  • EU-Kommission fordert von Apple mehr Kompatibilität mit Drittanbieter-Geräten
  • Besonderer Fokus liegt auf Smartwatches, Kopfhörern und anderen Wearables
  • Meta hat die meisten Zugriffsanfragen unter dem DMA gestellt
  • Apple warnt vor Datenschutzrisiken durch die geforderte Öffnung
  • Bei Nichteinhaltung drohen Strafen von bis zu 10% des globalen Jahresumsatzes
Apple Store an der Fifth Avenue in New York
Der ikonische Glaswürfel des Apple Store an der Fifth Avenue in New York City – ein Symbol für Apples geschlossenes Ökosystem, das die EU nun aufbrechen will (Foto: Apple).


Laut Bloomberg hat die EU-Kommission Apple am Mittwoch angewiesen, das iOS-Betriebssystem grundlegend zu überarbeiten. Ziel ist es, eine bessere Kompatibilität mit Smartwatches, Kopfhörern und anderen Wearables von Konkurrenzunternehmen zu gewährleisten.

Weitreichende Anforderungen der EU-Kommission an iOS

Die Kommission fordert in einem online veröffentlichten Dokument, dass externe iOS-Entwickler detailliertere Informationen darüber erhalten sollen, wie sie Zugriff auf iPhone-Funktionen beantragen können. Zusätzlich soll ein dedizierter Ansprechpartner für solche Anfragen bereitgestellt werden.

Die Forderungen erstrecken sich über verschiedene Technologiebereiche, von WLAN-Verbindungen über Dateiübertragungsfunktionen bis hin zur Videoübertragung zwischen Geräten.

Apples Bedenken bezüglich Datenschutz

Apple reagiert natürlich mit deutlicher Kritik auf die Anforderungen des Digital Markets Act (DMA). Es ist in keinster Weise in Apples Interesse, Meta Zugriff auf Ihre Entwicklungen zu geben. Aber es ist spannend, wie sie sich aus der Sache rauswinden möchten:

Apple argumentiert, dass die neuen Regeln Nutzer zwingen würden, ihre Geräte – und damit ihre sensibelsten Daten – für Unternehmen zu öffnen, die in der Vergangenheit bereits durch Datenschutzverletzungen aufgefallen sind.

Damit ist Meta in den letzten Jahren tatsächlich mehrfach negativ aufgefallen, aber gleichzeitig kann man das iPhone ja auch gut ohne Facebook, Instagram oder WhatsApp nutzen und letztendlich liegt es am Benutzer, wie viele Daten er offenbart.

Meta weist die Datenschutzbedenken (wer hätte es gedacht!) natürlich entschieden zurück und wirft Apple stattdessen wettbewerbswidriges Verhalten vor. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, dass Apples Argumentation mit dem Datenschutz „keine reale Grundlage habe“.

Warum Meta Zugriff auf iOS möchte …

Metas Drängen auf iOS-Zugriff dürfte aus meiner Sicht durch folgende Punkte motiviert sein:

  • Hardware-Integration: Meta entwickelt zunehmend eigene Hardware wie die Quest VR-Headsets und Smart Glasses, die bisher nur eingeschränkt mit iOS-Geräten zusammenarbeiten. Dadurch hat die Vision Pro für Apple User immernoch Vorteile gegenüber der Quest. Eine tiefere Integration würde die Produkte von Meta für iPhone-Nutzer attraktiver machen.
  • Konkurrenzkampf im AR/VR-Markt: Mit der Vision Pro betrat Apple 2024 den Markt für Mixed-Reality-Headsets. Und auch, wenn die Vision Pro preislich in einer ganz anderen Liga spielt, so ist sie doch eine Konkurrenz für die Meta Quest. Meta möchte verhindern, dass Apple durch sein geschlossenes Ökosystem einen zu großen Wettbewerbsvorteil erhält.
  • Datenzugang: Seit Apples App Tracking Transparency (ATT) Initiative hat Meta erhebliche Einbußen im Werbegeschäft erlitten. Besserer Zugriff auf iOS-Funktionen könnte für Meta neue Möglichkeiten für personalisierte Werbung eröffnen.
  • Strategische Positionierung: Meta sieht das „Metaverse“ als Zukunft der digitalen Interaktion. Zwar ist das Metaverse aus meiner Sicht aktuell noch ein Flop, aber um diese Vision umzusetzen, benötigt das Unternehmen möglichst nahtlose Integration mit allen wichtigen Plattformen – besonders iOS mit seiner großen Nutzerbasis.

Letztlich geht es also um die üblichen Geschäftsinteressen – und die Chance, über den DMA endlich einen Fuß in Apples gut bewachtes Ökosystem zu bekommen.

Meta-Campus in Menlo Park, Kalifornien
Der Meta-Campus in Menlo Park, Kalifornien – Hauptsitz des Unternehmens, das nun verstärkt Zugriff auf Apple-Technologien fordert (Foto: Meta).

Apple befürchtet Ausbremsen der Innovation

Meta, bekannt für Produkte wie die Quest Virtual-Reality-Headsets und Smart Glasses, strebt unter dem DMA eine nahtlosere Integration mit Apples Technologie an. Das Unternehmen möchte dabei vor allem Zugriff auf zentrale iOS-Funktionen wie Siri-Sprachbefehle und den NFC-Chip für Zahlungen erhalten.

Genau hier setzt Apples Kritik an: Der erzwungene Technologietransfer würde die Innovationskraft des Unternehmens massiv einschränken. Denn Apple müsste nicht nur bestehende Schnittstellen öffnen, sondern auch alle zukünftigen Funktionen von Beginn an für Drittanbieter zugänglich machen – noch bevor diese ausgereift sind. Dies würde Entwicklungsprozesse deutlich verlangsamen und verkomplizieren.

Besonders bitter für Apple: Während sie zur kompletten Öffnung gezwungen werden, müssen Konkurrenten ihre Innovationen nicht in gleichem Maße teilen.

Frau zahlt mit ihrem Smartphone an einem NFC-Gerät
Apple hat den NFC-Chip des iPhones bereits für Drittanbieter geöffnet – die EU fordert nun Zugriff auf weitere iPhone-Funktionen (Foto: Unsplash+).

Mögliche Konsequenzen und weitere Untersuchungen

Die EU-Kommission könnte Anfang 2025 ein formelles Verfahren einleiten, falls Apple die DMA-Regeln nicht ausreichend umsetzt.

Die möglichen Strafen sind erheblich und könnten sich auf bis zu 10% des globalen Jahresumsatzes belaufen. Und damit hat die EU-Kommission eine Strafandrohnung im „Werkzeugkasten“, die auch riesigen Unternehmen wie Apple einen finanziellen Schaden zufügen kann, der nicht mit der Portokasse zu begleichen ist.

Parallel dazu läuft bereits eine Untersuchung der App Store-Richtlinien für Entwickler, die ebenfalls zu einer erheblichen Strafe führen könnte. Aktuell steht Apple also an mehreren Fronten unter Druck, aber das hat sich – wenigstens bisher – noch nicht auf den steigenden Aktienkurs ausgewirkt.

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4 Kommentare zu „EU erhöht Druck auf Apple: iOS muss sich für Drittanbieter öffnen“

  1. Das die EU Kommission dafür sorgt, dass die Hersteller ihre Systeme im gewissen Rahmen öffnen müssen, finde ich an sich gut und richtig. Allerdings frage ich mich auch, ob man nicht teilweise über das Ziel hinausschießt und die Sicherheit von z.B. iOS gefährdet.

    1. Geht mir ähnlich. Bei dem RCS Kurznachrichtenstandard kann ich verstehen, dass man will, dass dies von allen Herstellern unterstützt wird. Aber manche Sachen gehen mir auch zu weit. Zum Beispiel bei App Store: Jetzt können wir alternative App Stores nutzen. Und? Wer macht es? Ich habe es einmal ausprobiert und dann nie mehr genutzt. Ich möchte lieber NUR im App Store kaufen. Und ich denke, so geht es 95% aller Leute. Aber ok… vielleicht lebe ich auch in meiner Bubble und sehe den Rest nicht.

    2. Wenn ich das richtig verstehe, werden die Apps aus alternativen App Stores genauso geprüft, wie die Apps im App Store von Apple. Aber irgendwie fühlt es sich nicht so gut an. Und ich musste bei dem einen Store dann noch eine Grundgebühr für den Store zahlen. Irgendwas wie 1,50 EUR im Jahr. Und da musste man dann doch die Kreditkarte bei den Jungs und Mädels hinterlegen. Es ist vielleicht nicht berechtigt, aber ich mag es nicht, andere Quellen zu nutzen. Bei Mac bin ich da eher bereit zu. Macht irgendwie keinen Sinn, aber so ist es. 😂

  2. Hallo Jens,
    Das mit den alternativen App Stores sehe ich genauso. Ich habe unter iOS sogar die Möglichkeit solche App Stores zu installieren abgeschaltet. Vielleicht sehe ich das irgendwann mal anders, aber derzeit ist es mir lieber, dass ich von Apple geprüfte Apps aus deren App Store installiere. Auch Apps aus dem Apple App Store sind nicht 100-prozentig sicher, aber immerhin sind sie geprüft, zumindest soweit man es erwarten kann.

    Gruß Udo

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