Vergleich: Fitnessarmband oder die Apple Watch – was ist besser?

Apple Watch Ziffernblatt

Fitnessarmbänder scheinen heute zum Leben dazuzugehören – man sieht allerorts Menschen, die vor der Entscheidung Sweets oder Obst erst einmal auf ihr Smartphone schauen. Echt jetzt?!? Nein, im Ernst, das war aus einer Werbung – im Grunde greift man sowieso meist zu den Sweets, oder?! Ein Fitnessarmband kann allerdings helfen, die Kalorien, denen man nicht widerstehen konnte, wieder loszuwerden. Ich habe selbst gerade ein Up2 von Jawbone im Test und kann bestätigen, dass es schon ein kleiner Motivationsfaktor ist, wenn man seine “täglichen Schritte” noch nicht voll hat – auch wenn 10.000 Schritte pro Tag für einen Menschen OHNE Hund etwas unrealistisch sind. ;-)

Jawbone Up3 in Silber
Das Jawbone UP3 ist der fortschrittlichste Fitness-Tracker, den Jawbone derzeit anbietet – zwar mit Sensoren für die Pulsmessung, aber nicht für Sportler zum dauerhaften Messen während eines Trainings zu gebrauchen.  (Foto: Jawbone).

Fitnessarmbänder zeigen den (manchmal erschreckenden) Status Quo

Ehrlich gesagt ging es mir genau so: Meist stellt man mit einem Fitness Tracker erschrocken fest, dass man sich viel weniger bewegt, als man eigentlich angenommen hatte. Aus meiner Sicht ist solch ein Aktivitätstracker vor allem anfangs hilfreich, um zu sehen, wieviel man sich eigentlich tatsächlich bewegt. Das eigene Gefühl trügt nämlich oft und so kommt man schnell auf den Boden der Tatsachen. Eine wichtige Erkenntnis, wenn man seine Gesundheit oder sein Gewicht verbessern möchte.

Bewegungserkennung mittels Gyroskop und Neigungssensoren

Aber wie erkennen die Fitness-Tracker eigentlich, ob ich wandere, Rad fahre oder jogge? Die Armbänder verfügen über dreiachsige Beschleunigungssensoren, die jede kleine Bewegung erfassen. Dafür messen sie bis zu 1500 mal pro Sekunde die Beschleunigung und deren Winkel. Aus den Veränderungen und erkennbaren Mustern schließen sie dann auf die aktuelle Tätigkeit.

Beim Joggen funktioniert die Erkennung durch das eindeutige Bewegungsmuster recht verläßlich, aber beim Radfahren sind nicht alle Messungen bzw. deren Interpretationen immer präzise – auch nicht, wenn es darum geht, jeden Tritt in die Pedale zu erfassen, denn hier bewegen sich in der Hauptsache die Beine, während das Handgelenk mit dem Fitnessarmband relativ starr bleibt.

Für genaue Streckenangaben ist sowieso ein Armand mit GPS Sensor die bessere Wahl – oder eben die Apple Watch in Kombination mit dem iPhone, das für die Uhr das GPS Signal empfängt. Die Smartwatches oder Fitnessarmbänder können dann aufgrund der Geschwindigkeit in Kombination mit den oben genannten Bewegungsmustern eher Unterschiede zwischen den einzelnen Sportarten feststellen und diese richtig einordnen.

Körperliche Aktivität mit Pulsmessung kombinieren

Wer wissen möchte, in welchem Zustand sein Körper während einer sportlichen Betätigung war, der sollte eine Pulsmessung in die Beurteilung mit einbeziehen, denn eine halbwegs genaue Berechnung der verbrauchten Kalorien funktioniert nur mit der dazugehörigen Herzfrequenz. Weiterhin ist die Herzfrequenz für Sportler wichtig, um in bestimmten Belastungsbereichen zu trainieren. Wenn ich zum Beispiel jogge, um Gewicht abzunehmen, muss ich in einem anderen Bereich der Herzfrequenzbereich trainieren, als jemand, der sich für einen Halbmarathon vorbereitet. Ein paar Infos dazu bietet die Seite von Polar.

Nun gibt es zur Messung der Herzfrequenz unterschiedliche Ansätze: Einige Fitnessarmbänder haben einen Pulsmesser am Handgelenk integriert, während andere wiederum über Bluetooth eine Kopplung mit einem Brustgurt erlauben. Die Apple Watch arbeitet mit einem Sensor an der Unterseite der Watch. Auf diese Weise kann sie durchgehend die Herzfrequenz messen und auch in Sport-Apps wie Runtastic zur Verfügung stellen.

Fitbit Charge HR - Fitnesstracker mit Pulsmessung
Der Fitnesstracker Fitbit Charge HR ist eines der wenigen Armbänder, die mit integrierter Pulsmessung aufwarten können (Foto: Amazon).

Alle diese Daten werden dann im Aktivitätstracker gesammelt und später an das Smartphone oder an den Rechner übertragen. Ein wesentlicher Faktor bei der Auswertung der erfassten Daten sind nämlich auch die zugehörigen Apps. Und hier sind wir schon bei der ersten Hürde, denn das Fitnessarmband von Samsung fällt zum Beispiel für Apple Fans aus der Wahl, da es nur unter Android läuft und es keine Möglichkeit gibt es unter iOS zu koppeln.

Die meisten Fitnessarmbänder unterscheiden sich im Detail

Die Unterschiede der einzelnen Fitness-Armbänder liegen eher in Kleinigkeiten, die aber für den einen oder anderen Nutzer ein “Must-Have” sein können, ohne die eine Verwendung für die jeweilige Person nicht ihren angedachten Zweck erfüllt. Manche vibrieren, wenn man sich eine zeitlang nicht bewegt hat, einige funktionieren als Schlafphasenwecker (siehe auch meinen Beitrag zum Thema Schlafphasenwecker), manche haben eine eingebaute Pulsmessung und andere verfügen über ein besonders großes Display. Bei anderen wiederum muss man auf das Smartphone schauen, wenn man den aktuellen Leistungsstand erfahren möchte. Die meisten Armbänder analysieren auch den Schlaf, manche Modelle verfügen über eine App-Funktion, mit der man auch die Ernährungsdaten eintragen kann. Die meisten sind recht dezent zu tragen, was sich im Alltag bewährt, während Spezialisten wie die Garmin Fenix 3 etwas “dicker” aufträgt, aber dafür wasserdicht ist und sich auch für den harten Outdoor-Einsatz eignet.

Einwurf: Die richtige Smartwatch für Schwimmer

Für manche Sportarten sind die Anforderungen so hoch, dass sich nur sehr wenige Geräte für das Tracking eignen. Schwimmer haben in der Regel das Problem, dass sie kein Smartphone mit ins Wasser nehmen können und dazu die Messung der Herzfrequenz durch die schlechte Funkübertragung im Wasser nicht verläßlich (wenn überhaupt) funktioniert. Hier hat Suunto mit der Ambit3 und dem Smart Senor ein perfektes Gespann für das Schwimmen auf den Markt gebracht. Das Problem mit der Funkübertragung löst Suunto über einen völlig neuen Weg: Der Brustgurt selbst speichert die Herzfrequenzdaten in einem internen Speicher und überträgt diese dann bei der nächsten Gelegenheit an die Ambit3. Auf diese Weise erhält man eine verlässliche Pulsmessung und muss ausser dem Smart Sensor Brustgurt kein weiteres Gerät am Mann oder an der Frau haben. Die positiven Kundenbewertungen zeigen, dass dies der richtige Weg ist.

Suunto Ambit3 Sport
Die Suunto Ambit3 ist in Verbindung mit dem Suunto Smart Sensor (einem wasserdichten Brustgurt) die perfekte Wahl für Schwimmer (Fotos: Amazon).

 

GPS, Pulsmessung und Schlafphasenwecker – welches Fitness-Armband kann was?

Es gibt soviele Funktionen, die hilfreich sind, wenn man die Smartwatch oder den Fitnesstracker für bestimmte Einsatzbereiche benötigt, dass man schnell den Überblick verlieren kann, welcher Tracker nun was kann. Aus dem Grund habe ich hier eine kurze Übersicht, welches Gerät welche Funktionen hat. Bitte verzeiht mir die Unübersichtlichkeit der Liste… ;-)

Garmin Fenix 3 Smartwatch mit GPS
Der Garmin Smartwatch Fenix 3 ist der einzige mir bekannte Fitnesstracker, der sowohl GPS als auch Glonass auswertet und damit eine sehr hohe Genauigkeit in der Positionsbestimmung erreicht, was besonders in den Bergen mit hoher Wahrscheinlichkeit der “Signalabschirmung” hilfreich sein dürfte. Zielgruppe sind hier wohl eher Profi-Sportler im Outdoorbereich (Kletterer, Trailrunner, Bergsteiger, Expeditionsteilnehmer uä.).

Was kostet ein Fitness-Armband im Vergleich zur Apple Watch?

Wie viel muss man investieren, um ein Fitness Armband sein eigen nennen zu können? Einsteigermodelle wie das bewährte Jawbone UP Move gibt es schon für unter 40 Euro, während einige Profisportler trotz des Preises von knapp 400 Euro sicher eher die Garmin Fenix 3 Smartwatch bevorzugen werden. Im Vergleich liegt die Apple Watch mit 400 Euro (oder mehr) auch eher hochpreisigen Bereich, aber bietet natürlich auch beeindruckende Technik, denn im Prinzip hat man mit der Apple Watch einen kleinen Computer mit einem abgespeckten iOS (Watch OS) am Handgelenk. Ich denke, hier muss jeder schauen, welche Funktionen er benötigt und welches Budget er dafür investieren möchte.

Die Apple Watch als Fitness Tracker – Lohnt sich das?

Was die Funktionen angeht, muss sich die Apple Watch natürlich nicht hinten den anderen Smartwatches und Fitness-Armbändern verstecken. Sie verfügt über einen optischen Herzfrequenz-Sensor und natürlich diverse andere Sensoren, die Beschleunigung, Neigung, Kompassdaten und vieles mehr ermitteln – nur ein GPS-Modul hat sie nicht. Sie hat unzählige Funktionen, die man sich von einer Smart Watch wünscht, und auch die Fitness Apps werden immer besser. So weit, so gut.

Allerdings hat die Apple Watch auch einige Nachteile, die sich nicht weg diskutieren lassen:

  • die Apple Watch kann den Schlafrhythmus nicht überwachen, da sie nachts aufgeladen werden muss – der Akku hält aufgrund der vielen Funktionen nur einen Tag
  • die Apple Watch ist nicht wasserdicht (siehe hier Apple Support), sondern nur wasserabweisend und spritzwassergeschützt – damit kann man sie beim Duschen tragen, aber nicht beim Schwimmen (auch wenn es einige Berichte gibt, dass Leute sie beim Schwimmen an hatten und sie trotzdem nicht kaputt war)
  • sie ist im Vergleich zu den klassischen Fitness Armbändern wie dem Jawbone Up etwas größer und weniger dezent, bietet dafür aber ein vollwertiges Display
  • die Akkulaufzeit ist mit weniger als 20 h eher knapp bemessen – hier bieten alle Fitnessarmbänder und Multisportuhren eine vielfache Laufzeit an
  • im Gegensatz zu manchen Sportuhren bietet die Apple Watch aktuell noch kein GPS Tracking, wenn man nicht auch das iPhone mit dabei hat

Und natürlich gibt es auch Vorteile, die nur die Apple Watch bietet:

  • das Display ist sicherlich eines der besten am Markt: Retina, Touch und bunt
  • die Integration mit anderen Apple Geräten ist perfekt: mit keiner anderen Uhr kann man die Musikwiedergabe des iPhone steuern
  • durch die Integration mit dem iPhone kann man sehr genau steuern, welche Apps Notifications auf die Apple Watch senden dürfen und welche nicht
  • im Gegensatz zu den “smarten Armbändern”, die laut Hersteller-Texten oft die Funktion Smartphone-Benachrichtigung haben, kann man mit der Apple Watch auch eMails und Nachrichten beantworten und löschen (wenn das iPhone in der Nähe ist)
  • mit der Apple Watch kann man auch Anrufe entgegennehmen und durch den eingebauten Lautsprecher und das Mirkofon kann man auch tatsächlich telefonieren, ohne das iPhone aus der Tasche zu holen – auch wenn es gewöhnungsbedürftig aussieht, wenn man mit seiner Uhr spricht ;-)

Mein Fazit

Die Apple Watch nur zu kaufen, um sie vorrangig als Fitnessarmband zu verwenden, lohnt sich nicht. Dafür ist der Preis wirklich zu hoch, der Akku zu schwach und der Funktionsumfang zu groß. Hier sind eindeutig die spezialisierten Fitnessarmbänder besser geeignet oder haben einfach ein besseres Preis-Leistungsverhältnis.

Wer auf Funktionen wie GPS, Wasserdichtigkeit oder einen smarten Schlafphasenwecker abzielt, der wird mit der Apple Watch ebenfalls nicht glücklich. Auch hier gibt es andere Geräte, die allerdings auch nicht alle Funktionen in einem Gerät vereinen.

Apple Watch Ziffernblatt
Die Apple Watch ist für iPhone Benutzer durch die extrem gute Integration mit dem iPhone sicherlich die beste Wahl – ein zusätzlicher Fitness-Tracker kann in einigen Fällen trotzdem interessant sein (Foto: Apple).

Für iPhone Nutzer die richtige Wahl: die Apple Watch als Fitness Tracker

Wer allerdings ohnehin Apple-Fan ist, täglich viel am iPhone spielt (oder arbeitet???) und sowieso schon überlegt hat, sich eine Apple Watch zu kaufen, um auch die anderen Funktionen (Mails, Siri, Musiksteuerung, etc.) in Verbindung mit dem iPhone nutzen zu können, der ist mit ihrer Funktion als Fitness-Tracker sicherlich zufrieden.

Auch die Integration in Verbindung mit dem iPhone ist einmalig, denn während die Fitness-Armbänder und Uhren maximal anzeigen können, dass eine eMail oder ein Anruf von XY angekommen ist, kann man mit der Apple Watch tatsächlich interagieren: Das Annehmen von Anrufen (man spricht dann in die Uhr) und das Beantworten oder Löschen von eMails, SMS und anderen Nachrichten ist mit der Apple Watch durchaus möglich. Nun fragt man sich, wie man Texte mit einer Uhr schreiben kann? Das ist ganz einfach: Man nutzt Siri und diktiert, was man geschrieben haben möchte.

Und mit dem Stichwort “Siri” sind wir bei einem weiteren Pluspunkt der Apple Watch: Man kann Siri über die Watch starten und dann ganz normal Befehle an das iPhone erteilen, wie man es gewohnt ist – nur man muss das iPhone dafür nicht mehr aus der Hosentasche holen. Hat man sich einmal daran gewöhnt, möchte man es sicherlich nicht mehr missen. Mein Lieblingsbefehl: “Stelle den Timer auf X Minuten!”… für Tee, Pizza, Waschmaschine und Powernapping eine praktische Sache! ;)

Und wer sich einfach nicht entscheiden kann, der kann ja überlegen, ob er nicht vielleicht am linken Arm die Apple Watch trägt und am rechten Handgelenk dann den Fitness-Tracker seiner Wahl. ;-)

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