Der Hersteller Imou hat mir mal wieder eine neue Überwachungskamera für einen Test zugeschickt. Vor fast genau einem Jahr hatte ich die Imou Bullet 2E ausprobiert und die Imou Knight 4K (Herstellerseite) ist ein würdiger Nachfolger mit deutlich höherer Auflösung.
Kapitel in diesem Beitrag:
- 1 Transparenzhinweis
- 2 Technische Daten der Imou Knight 4K
- 3 Lieferumfang der Imou Knight
- 4 Wetterfest und IP66-Schutzklasse
- 5 Elegant, aber doch recht „klobig“
- 6 Die Vorteile der Imou Knight Kamera
- 7 Nachteile der Imou Knight Überwachungskamera
- 8 Aufnahmen in Geiselhaft: SD-Karte nicht mehr lesbar
- 9 Update: Imou gelobt Besserung
- 10 Interessante Erkennungsvariante: Überqueren von Linien detektieren
- 11 Die Imou-App hat ihre Macken…
- 12 Mein Fazit zur Imou Knight 4K
- 13 Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
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Transparenzhinweis
Wie schon bei der Bullet 2E wurde mir auch die Imou Knight 4K gratis vom Hersteller für den Test überlassen. Auf einen unbeeinflussten Testbericht mit durchaus kritischen Anmerkungen dürft ihr euch natürlich trotzdem freuen. Und ich kann jetzt schon verraten: Bei der Imou Knight 4K ist nicht alles so toll wie die Auflösung.
Aber bevor wir an die kritischen Punkte kommen, fangen wir einfach mal vorne an und starten mit den technischen Daten der Kamera.
Technische Daten der Imou Knight 4K
Bei Überwachungskameras gibt es leider sehr viele Daten, die man nennen sollte, um sie auch von anderen Modellen unterscheiden zu können. Ich habe euch daher hier eine längere Liste zusammengestellt und darunter noch eine Vergleichsgrafik eingebaut, welche die Imou Knight 4K mit drei anderen Außenkameras von Imou vergleicht.
Hier die „Specs“:
- Hersteller: Imou
- Modell: Knight 4K
- Auflösung: 8MP/4K (3840 x 2160 px)
- Videostandard: H.265 / H.264
- Zoom: 16-fach (digital)
- Zwei-Wege-Sprechfunktion
- Alarmbereich einstellbar
- Alarmlinie (mit Richtung der Übertretung) einstellbar
- Erkennung nach Zeitplan einstellbar
- Alarm-Benachrichtigung über Handy
- IP-Schutzklasse: IP66 (wetterfest)
- Farbnachtsicht: ja
- Flutlicht: ja
- Sirene: ja
- Erkennung von Personen, Tieren und KFZ getrennt aktivierbar
- Speicherung der Aufnahmen: NVR, SD-Karte oder Imou-Cloud (Cloud nur mit Abo)
- Erweiterte AI-Erkennung (nur mit Abo)
- WLAN: Wi-Fi 6, Dualband (2,4 und 5 GHz)
- Stromversorgung: 12 Volt Netzteil (3 m Kabel)
- Ethernet-Port: ja, 100 Mbit/s
- Abmessungen: 129 x 84 x 71 mm
- Gewicht: 580 g
- Umgebungstemperatur: -30°C bis +60°C
- Peris: ca. 150 Euro (Bezugsquellen ganz unten im Beitrag)
Und hier noch die versprochene Übersicht der vier Imou-Außenkameras:
Lieferumfang der Imou Knight
Die Imou Knight kommt mit Montagematerial, einem Netzteil und natürlich der Kamera selbst. Für den Betrieb empfiehlt es sich jedoch, noch eine Micro-SD-Karte zu bestellen, damit man die Aufnahmen auch lokal speichern kann.
Aber keine Sorge, man muss zum Anschauen der Aufnahmen nicht immer die SD-Karte aus der Kamera fummeln. Das funktioniert per WLAN sehr bequem über die App. Laut Imou kann die Knight-Kamera mit SD-Karten bis zu 256 GB arbeiten. Ich habe nur 128 GB eingesteckt und selbst diese Kapazität reicht vermutlich für Monate locker aus.
Wetterfest und IP66-Schutzklasse
Durch die IP66-Klassifizierung kann man die Imou Knight ohne Bedenken als Outdoor-Überwachungskamera einstufen. Sie ist durch die Bauweise und die mitgelieferte Steckerabdichtung auch gegen starkes Spritzwasser geschützt. Lediglich das Netzteil selbst muss irgendwo angebracht werden, wo kein Regen hinkommen kann.
Direkt an der Kamera ist übrigens auch noch ein Kabel für den Netzwerkanschluss verbaut. Diese benötigt man für den Betrieb natürlich nicht, aber falls man ihn nutzen mag, um die Kamera mit einem WLAN-Accesspoint zu verbinden, dann muss man natürlich auch hier die Steckerabdichtung aufschrauben.
Elegant, aber doch recht „klobig“
Ein paar Worte möchte ich an dieser Stelle zur Optik der Imou Knight verlieren. Die Kamera selbst ist in Weiß gehalten und wirkt elegant und wenig aufdringlich. Durch das verbaute Flutlicht, das im Prinzip eine LED-Reihe rund um die Kamera herum ist, wirkt die Kamera trotzdem recht klotzig und ist nicht mit den kleinen Kameras zu vergleichen, die viele Anbieter für den Innenbereich anbieten.
Wer also eine Indoor-Kamera sucht und auf ein LED-Flutlicht verzichten kann, der sucht eventuell nach einem kleineren Modell.
Die Vorteile der Imou Knight Kamera
Wenn ich sagen müsste, was die Imou Knight ausmacht, dann würde ich die folgenden Punkte als Stärken nennen:
- sie hat eine hohe Auflösung von 3840 x 2160 Pixeln
- sie hat eine Vielzahl von Erkennungsmodi, wie auslösende Flächen und Linien, die sogar mit Richtung der Bewegung definiert werden können
- sie kann zwischen Fahrzeugen, Menschen und Tieren unterscheiden
- durch die H.265-Codierung der Videos verbrauchen sie sehr wenig Speicherplatz
Nachteile der Imou Knight Überwachungskamera
Genauso hätte ich auch ein paar Dinge, die ich kritisieren könnte:
- die App ist von der Benutzerführung etwas verwirrend und ist unnötig komplex
- die deutsche Lokalisierung ist etwas verbesserungsfähig
- die App hat einen Account-Zwang – ohne Account kann man die App und die Kamera nicht nutzen
- die erweiterte KI-Erkennung wird in der App nicht erklärt und man bekommt direkt die Abo-Möglichkeit vor die Nase gesetzt
- das Imou-Basic und Imou-Pro-Abo wird in der App etwas zu stark beworben; wer nur die SD-Karte als Speicherort nutzen möchte, wird immer mal wieder mit dem Abo-Angebot genervt
- die App ist nicht intuitiv und einiges funktioniert noch nicht
- die Wandhalterung lässt keine Ausrichtung nach oben UND unten – je nachdem, wie man sie montiert hat, kann man die Kamera nach unten ODER oben bewegen
- ich vermisse immer noch eine Option, um den Button für die Sirene komplett zu deaktivieren
- ich wollte auch noch das Stromkabel erwähnen, das zwingend nötig ist, aber es wäre eine andere Kamera-Art, wenn man nur einen Akku verbaut hätte
- den Preis von ca. 150 Euro ist recht hoch, denn dafür bekommt man teilweise schon Sets von anderen Herstellern mit zwei Kameras und einem Hub
- die Imou-Kamera ist nicht HomeKit-kompatibel und erscheint damit nicht in der Home-App von Apple
- die eingelegte SD-Karte wird vor der ersten Nutzung formatiert, aber leider kann der Mac dieses Format nicht lesen und man hat quasi keine Möglichkeit an die Filme und Bilder zu kommen; man kann sie nur in der App anschauen, aber es gibt keine Export-Möglichkeit
Aufnahmen in Geiselhaft: SD-Karte nicht mehr lesbar
Was ich oben bei den Nachteilen schon kurz erwähnt habe, möchte ich hier noch einmal ausführen, da ich diesen Punkt sehr negativ für die Gesamtbewertung der Kamera finde. Ich habe mir heute die Kamera ins Büro geholt und wollte alle Aufnahmen auf meiner Festplatte am Mac kopieren. Da ich es nicht geschafft habe, die Aufnahmen über die App zu exportieren, bleibt mir ja nur, die SD-Karte aus der Imou Knight zu entnehmen und sie in meinen Mac zu stecken. Aber was ich dort als Meldung bekam, hat mich ziemlich enttäuscht:
Das angeschlossene Medium konnte von diesem Computer nicht gelesen werden.
Ein Zugriff von meinem Mac auf die Aufnahmen ist also nicht möglich, weil die Imou Knight bei der Nutzung der SD-Karte ihr eigenes Süppchen in Bezug auf das Dateisystem kocht. Und ja, ich bin sicher, dass hier kein technischer Defekt vorliegt, denn ich habe es an zwei Macs und auch mit internem und externem SD-Kartenleser ausprobiert.
Ich kann die Entscheidung des Herstellers nicht nachvollziehen: Wenn man die SD-Karte für normale Rechner unleserlich formatiert, dann sollte man doch wenigstens darauf achten, dass man in der App eine Funktion einbaut, über die man Filme und Bilder in die Fotos-App oder auf das iPhone oder einen Mac exportieren kann. Den aktuellen Zustand kann ich nur als mangelhaft beschreiben.
Update: Noch bevor der Artikel online ging, habe ich mir die Screenshots aus der App nochmal durchgesehen. Dort finde ich bei den Features vom Abo-Paket „Imou Protect Basic“ für 2,69 EUR im Monat den Hinweis „SD-Kartenaufzeichnungen herunterladen“. Ernsthaft? Muss ich tatsächlich ein Abo abschließen, um die Aufnahmen auf meiner SD-Karte in meiner Kamera runterladen zu dürfen? Das ist irgendwie … unseriös und geldgierig, oder?
Update: Imou gelobt Besserung
Ich habe – weil ich von der SD-Karten-Sache so schockiert war – eine Mail an Imou geschrieben und sie mit meiner Kritik konfrontiert. Als Antwort kam zurück, dass sie sich freuen, dass ich ihnen offen meine Meinung schreibe und dass sie an den Punkten, die ich genannt habe, arbeiten werden.
Das kann natürlich alles und nichts heißen, aber ich denke, es wäre schlau von der Marketing-Abteilung, wenn sie auf die Rückmeldung der Benutzer hören und essenzielle Funktionen, wie den Export des Bildmaterials, nicht hinter einer Abo-Schranke verstecken.
Interessante Erkennungsvariante: Überqueren von Linien detektieren
Ich denke, man muss niemandem erklären, wie man eine Überwachungskamera einsetzen kann. Ich nutze zum Beispiel hin und wieder eine, um Wildtiere nachts im Garten aufzunehmen. Aber natürlich dürfte der „normale“ Anwendungsfall sein, dass man überwachen möchte, was am Hauseingang oder auf dem Grundstück passiert.
Wer bereits eine Überwachungskamera hatte, der wird wissen, dass man in der Regel in der App Flächen auf dem Bild markiert, die zur Auslösung der Aufnahme genutzt werden. Nur wenn in diesem Bereich eine Bewegung erfasst wird, legt die Kamera einen Videoschnipsel ab. Passiert etwas außerhalb dieser Fläche, wird die Bewegung ignoriert.
Die Imou Knight 4K wirft hier jedoch noch ein neues Element in den Ring, denn mit der Imou-App kann man nun auch Linien in dem Kamerabild ziehen und die App löst dann nur eine Aufnahme aus, wenn ein „Objekt“ diese Linie überschreitet. Dazu kann man sogar festlegen, ob hierbei auch die Richtung ausgewertet werden soll, in welche die Linie überschritten wurde.
So kann man zum Beispiel überwachen, ob jemand durch das Gartentor hinausgeht, aber Personen, die hineinkommen, werden ignoriert. Natürlich kann man selbst die Regel dafür vorgeben, indem man die Linien und die Richtungen in der App erstellt.
Die Imou-App hat ihre Macken…
Die nicht ganz perfekte deutsche Lokalisierung der App habe ich ja bereits angesprochen. Die ist aber längst nicht so nervig, wie ein paar andere Sachen, die ich bei der Verwendung am iPhone herausgefunden habe:
- Wenn man in der App Flächen oder Linien für die Bewegungserkennung zieht, ist oben rechts über dem Datum ein orangener Schriftzug „Speichern“. Dieser ist so schwer zu erkennen, dass ich erst dachte, der Speicher-Button würde fehlen. Hier sollte man nachbessern und den Button noch farblich hinterlegen, damit er auch auffällt.
- In der Übersicht der Aufnahmen gibt es die Möglichkeit, Videoclips zu markieren und dann erscheint unten ein Button mit einem Brief-Icon. Ich hätte gedacht, dass ich mir damit das Video zusenden kann. Drücke ich auf das Icon, verschwindet meine Auswahl und es passiert nichts.
- Aktuell habe ich noch keinen Weg gefunden, um mir die Video- und Fotodateien über die App runterzuladen. Es scheint so, als müsste man hier tatsächlich die SD-Karte herausholen, ob die Daten zu bekommen. Bei einer ohnehin vorhandenen WLAN-Verbindung ist das unnötig kompliziert.
- Das Löschen von Bild- und Videodaten ist etwas mühsam, wenn man über viele Tage Aufnahmen verteilt hat. Man muss quasi jeden Tag anklicken (und man sieht nicht in der Übersicht, zu welchem Tag es überhaupt Aufnahmen gibt!), dann alle Videos von diesem Tag markieren und löschen. Dann den nächsten Tag aufrufen. Alle Videos markieren und löschen und so weiter… Das muss einfacher gehen, indem man etwa eine komplette Liste mit allen Aufnahmen aufrufen kann, ohne dass nach einem Datum gefiltert wird.
Mein Fazit zur Imou Knight 4K
Ich muss sagen, dass mir hier ein Urteil wirklich schwerfällt. Die Kamera macht wirklich beeindruckend gute Videos mit einer sehr hohen Auflösung. Das habe ich so bei noch keiner anderen Kamera, die ich in den Fingern hatte, gesehen.
Auch die Erkennung ist richtig gut, denn mich hat sie im Garten korrekt als „Person“ erkannt, obwohl ich 20 Meter entfernt hinter einem Baum rumgelaufen bin. Da muss die Software schon was leisten. Auch unsere Hühner und Katzen wurden immer korrekt als „Pet“ eingestuft und die Videos wurden entsprechend in der Übersicht markiert.
Allein der hohe Preis und die etwas unausgegoren wirkende App würden mich bei der Anschaffung zögern lassen. Was Imou allerdings mit dem Abo treibt, finde ich unseriöse. Wie kann man für das Herunterladen der Aufnahmen von der SD-Karte monatlich Geld verlangen? Und nicht nur das – anscheinend wird die SD-Karte extra in einem seltsamen Format formatiert, damit der normale Benutzer sie nicht einfach über den Computer auslesen kann. Das ist schon etwas frech.
Ich würde der Kamera die Note 1 und der App die Note 4 geben, wenn ich als Kamera-Lehrer etwas zu melden hätte. Die Kamera hat definitiv eine überzeugende Hardware, aber die App hinkt hinterher.
Wenn ihr euch die Imou Knight 4K mal anschauen möchtet, findet ihr die Kamera über die folgenden Shops oder über den Idealo-Preisvergleich:
Meine Tipps & Tricks rund um Technik & Apple
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Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.
Hallo :-)
Wie viel von der Funktionalität ist ohne Abonnement verfügbar?
Kann ich auch ohne Abonnement Aufnahmen von der SD-Karte ansehen?
Mit freundlichen Grüßen
Martin
Die SD-Karte wird in der Kamera scheinbar umformatiert, sodass sie bei mir am Mac nicht mehr lesbar ist. Das ist extra so gemacht, damit man das Abo buchen muss, das einem erlaubt, die Aufnahmen über die App zu exportieren. Ohne das Abo kann man sie nur über die App anschauen, aber nicht mehr. Ich habe Imou schon geschrieben, dass ich dieses Vorgehen unseriös finde. Ich denke, es ist ok, wenn man für Funktionen Geld berechnet, die dem Anbieter laufende Kosten verursachen, aber eine SD Karte extra zu verschlüsseln, um nachher Geld für den Zugriff der Daten zu verlangen, klingt für mich fast nach Ransomware.