Ich habe vorhin gerade den Testbericht zu den LED Teelichtern abgeschlossen und bin dabei über die Farbtemperaturmessung gestolpert. Ein Kunde hatte die Farbtemperatur der LED Kerzen mit 2900 Kelvin angebeben und ich hatte das Bedürfnis, diesen Wert mal zu prüfen. Eine kleine Suche im App Store hat mich zu der App „LightSpectrum Pro“ geführt, welche geeignet sein soll, um sowohl die Farbtemperatur als auch das Farbspektrum zu messen. Die App läuft auf iPhone und iPad, allerdings ist mein Test mit dem iPhone XS entstanden.
Kapitel in diesem Beitrag:
Farbtemperatur: Nicht supergenau, aber recht gut
Die App analysiert die Informationen, die sie über die iPhone-Kamera einfängt. Diese ist natürlich kein geeichtes Gerät zur Messung von Farbspektrum und -temperatur, aus dem Grund darf man hier keine Wunder erwarten. Ich nutze die iPhone-App daher eher aus Interesse, um zu schauen, in welcher Region wir uns bewegen. 100% verbindliche Ergebnisse bekommt man so vermutlich nicht, denn nicht umsonst gibt es Sets wie Lighting Navigator, die aus Sensor und eigenständiger App bestehen und knapp 800 EUR kosten. Wenn mir die Firma mal ein Set zur Verfügung stellt, mache ich auch gerne darüber einen Bericht, aber jetzt nehmen wir erstmal die App „LightSpectrum Pro“ unter die Lupe. ;-)
Auf Youtube konnte ich ein Video von Admando Ferreira finden, der sich die Mühe gemacht hat, die Werte von LightSpectrum Pro mit den gemessenen Werten seiner Canon-Kamera zu vergleichen. Canon macht wohl einen recht guten Job, was den automatischen Weißabgleich betrifft und aus dem Grund sollten die angezeigten Werte der Kamera auch recht realistisch sein. In seinen Tests liegt LightSpectrum Pro höchtens mal um ca. 150 Kelvin daneben, was eigentlich eine ganz ordentliche Genauigkeit für eine App ist, die keine 5 Euro kostet.
Einsatzbereiche der Farbtemperatur-Messung
Soweit ich gelesen habe, wird die Messung der Farbtemperatur vor allem beim Filmen oder Fotografieren genutzt, um den Weißabgleich (Whitebalance) einzustellen. Bei der Fotografie in RAW ist das allerdings überflüssig, da man den Weißabgleich später im Programm vornimmt. Bei Videos mag es dagegen sinnvoll sein, wenn man nicht im Log-Format filmt.
Ein anderer Einsatzbereich ist wohl die Beleuchtungsplanung, bei der die Farbtemperatur wichtig ist, da sie starken Einfluß auf den menschlichen Körper hat. Wer davon noch nichts gehört hat, kann gerne einen kleinen Abstecher in den Artikel „Blaulichtfilter“ machen.
Ich muss zugeben, dass ich von diesen ganzen Film- und Fotodingen nur wenig Ahnung habe und aus dem Grund als Laie an die App heran gehe. Ich habe mir zwar auch den Bericht von dem Filmemacher Adam Plowden durchgelesen, aber dieser ist relativ oberflächlich und sagt nur soviel aus:
„Man kann die App als Filmemacher für einen groben Eindruck der Lichtverhältnisse nutzen, wenn man aber die Kamera einstellt und merkt, dass es nicht richtig aussieht, dann sollte man seinem Gefühl mehr trauen als der App.“
Meine Tests mit der App
Um zu sehen, wie sich die App verhält, habe ich einfach mal verschiedene Lampen ausprobiert, die ein unterschiedliches Lichtspektrum haben. Das waren zum Beispiel die LED-Teelichter, eine Schwarzlicht-Lampe und eine LED-Taschenlampe, die sowohl Rotlicht als auch weißes Licht abgeben kann. Die Ergebnisse, die ich dabei gemessen habe, sahen alle sehr plausibel aus. Vor allem sieht man sehr gut, dass zum Beispiel die Schwarzlicht-Taschenlampe einen sehr starken Ausschlag bei einem bestimmten Wellenlängenbereich hat. Etwas gewundert hat mich dagegen die Auswertung des echten Teelichts, welche einige Peaks aufzeigt, die ich mir nicht ganz erklären kann… aber ich bin ja auch kein Spektrologe. ;-)
In der App selbst kann man verschiedene grafische Auswertungen aktivieren, welche die über das Kamerabild eingefangenen Lichtverhältnisse auf unterschiedliche Weisen auswerten. So gibt es eine Auswertung mit einem Tortendiagramm, das die Verteilung der Wellenlängen und Farbbereiche anzeigt. Ebenso kann man eine Art Balkendiagramm einblenden, das zeigt, welche Wellenlängen mit welcher Häufigkeit vorkommen. Beides sehr interessante Zusatzfeatures zu dem Hauptfeature der App, welches ja eigentlich die Farbtemperaturmessung ist.
Beim Ausprobieren ist mir bei der App aufgefallen, dass sie manchmal in einen Zustand verfällt, in dem sie die Anzeige und die Werte zwar noch aktualisiert, aber sie hat sich dann irgendwie in einem groben Kelvin-Bereich „festgefressen“. Ein Beispiel: Ich messe die Farbtemperatur der LED-Teelichter unter einer schwarzen Decke und bekomme 3600k angezeigt. Dann bewege ich das iPhone kurz ans Tageslicht und die Anzeige springt auf ca. 5000k, geht aber nicht mehr auf 3600k zurück, wenn ich das iPjhone wieder unter die Decke bewege. Zwar springen die Werte noch leicht hin und her, was zeigt, dass die LightSpectrum Pro noch die Auswertungen aktualisiert, aber die Werte scheinen nicht mehr plausibel zu sein.
In diesem Fall habe ich dann die App einfach abgeschossen und neu gestartet und bekam wieder „normale“ Werte angezeigt. Es ist also ein bisschen „Vorsicht“ angesagt, wenn man stark veränderliche Lichtverhältnisse hat.
Lichtausstrahlung messen
Die spezifische Lichtausstrahlung in lx (Lux) kann ebenfalls mit der App gemessen werden. Ich habe nicht ganz verstanden, worin der Unterschied zwischen diesem Wert und der Lichtstärke liegt, aber der Wikipedia-Artikel zu „Lux“ zeigt, dass hier zwei unterschiedliche physikalische Einheiten vorliegen. Die App zeigt also keine Lichtstärke sondern die „spezifische Lichtausstrahlung“ an, welche auch mit der Einheit SI abgekürzt wird.
Fazit
Mein Fazit ist, dass die App eine schöne und interessante Spielerei ist, mit der man diverse Lichtspektren und Farbtemperaturen auswerten kann. Die Ergebnisse sind dabei nachvollziehbar, aber ich kann nicht sagen, wie nah sie an den Ergebnissen von „echten“ Meßgeräten sind. Für meinen Hobby-Bereich als Blogger ist das Ganze absolut ausreichend und für das kleine Geld eine schöne Sache, da ich selbstverständlich nie 800 Euro für ein echtes Messsystem ausgeben würde. Also ist einfach die Frage: Nehme ich die App für 2,50 EUR oder nichts.
Wer neugierig ist und gerne mit solchen Apps rumspielt, kann sich LightSpectrum Pro gerne mal anschauen. Bei dem Preis kann man nicht viel falsch machen. Und da die letzte Aktualisierung der App erst von einigen Wochen war, wird sie scheinbar auch aktiv weiter entwickelt und an neue iPhones angepasst.
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Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.