Die heutige Ausfahrt mit meinem EUC (electric unicycle = elektrisches Einrad) fand nicht bei besten Bedingungen statt, aber gerade deswegen halte ich das Erlebnis würdig genug, um einen kleinen Beitrag zu schreiben. Wer mein Blog verfolgt, weiß sicher, dass ich vor einigen Monaten angefangen habe, elektrisches Einrad zu fahren. Mittlerweile fühle ich mich recht wohl auf dem Gefährt und habe neben dem InMotion V8 – mit dem ich gelernt habe – auch ein KS 18 L von KingSong. Dieses Einrad hat einen 18-Zoll-Reifen und ist damit bei Feldwegen und Schotterpisten eindeutig die bessere Wahl.
Kapitel in diesem Beitrag:
Auto zur Inspektion – und wie zurück?
Der Grund für meinen heutigen Ausflug war ein Inspektionstermin für mein Auto. Leider war ausnahmweise niemand verfügbar, der mich hätte heim bringen können. Das war aber nicht schlimm, denn so konnte ich mal meine Einrad-Fertigkeiten unter Beweis stellen. Die Sache mit der Autoinspektion ist eigentlich der klassische Anwendungsbereich für ein Einrad: Man wirft es schnell ins Auto, Schutzausrüstung dazu und fährt zur KFZ-Werkstatt. Dann läßt man sein Auto dort und fährt mit dem elektrischen Einrad wieder zurück.
Schwierige Bedienungen und heikle Strecke
Mir war schon klar, dass der Ausflug heute eine wackelige Sache mit dem Einrad wird. Ich bin zwar Feld- und Waldwege gewohnt, aber wenn man von der Werkstatt (die zum Glück am Ortrand gelegen ist) zu mir fahren und dabei die Strassen meiden möchte, dann hat man ca. 10 Kilometer vor sich, von denen nur etwa die Hälfte ein geteerter Radweg ist. Der Rest ist bunt gemischt von Schotterpiste über matschige Feldwege bis zu Waldwegen, die mit Laub bedeckt und ebenfalls aufgeweicht sind. Aber wozu habe ich denn ein geländegängiges Einrad gekauft?
Das mein KingSong KS 18 L mit den Feld- und Schotterwegen ganz gut zurecht kommt, hat es im Sommer schon mehrfach bewiesen. Heute herrschten allerdings Bedingungen, die alles andere als einladend waren:
- Temperaturen um die 0°C
- die Wege vom Nachtfrost teils angefroren (glitzernde Oberfläche)
- leichter Schneeregen (typisch deutsches Winter-Schmuddelwetter)
- Wege teils matschig, rutschige Laubpassagen, steinige Feldwege, tiefe Pfützen und vereiste Holzbrücken
- komplett dunkel, da ca. 1 Stunde vor „bürgerlicher Dämmerung“ (Abfahrt ca. 6:45 Uhr)
- Beleuchtung durch eingebauten LED-Strahler des Einrads und durch eine Stirnlampe
Einmal „absteigen“ und 15 km/h Durchschnitt – macht Spaß!
Nun, wie war die Fahrt? Nach gut 35 Minuten bin ich zuhause angekommen. Nass geregnet und mit kalten Fußzehen. Aber sonst gab es keine „Ausfälle“. Bei einem Feldweg war die Traktorspur etwas tief und hat mir das Einrad weg gedreht, aber da ich nicht schnell gefahren bin, konnte ich einfach absteigen und in der Wiese nebenan „auslaufen“. Das Einrad hat einen kleinen Salto gemacht, aber die Dinger halten ja zum Glück einiges aus.
Ansonsten war die Sache fahrtechnisch deutlich anspruchsvoller als ein trockener Radweg. Gerade in Kurven mit nassem Laub habe ich immer die Geschwindigkeit reduziert und bin langsam gefahren, um die Rutschgefahr zu minimieren. Einige tiefe, überfrorene Pfützen waren ebenfalls heikel. Wenn man in tiefe Pfützen und Schlaglöcher fährt, endet das meistens mit einem Sturz, da das Einrad stockt und man selbst aber weiter „fährt“ – ich glaube, das nennen die Physiker Massenträgheit.
Nur mit Stirnlampe und Schutzausrüstung
Die Dunkelheit war eigentlich kein Thema. Das eingebaute Licht des Einrads hätte sicher nicht ausgereicht, um zügig zu fahren, aber mit einer starken Stirnlampe war es kein Problem. Mit der Stirnlamoe hat man den Vorteil, das man „verdächtige“ Stellen auf dem Weg mit dem Licht verfolgen kann, um sie näher zu betrachten. Das eingebaute Licht im EUC ist einfach zu nah am Boden und reicht auch nicht weit genug, wenn man mit 20 km/h in der Dunkelheit fährt.
Hilfreich war ebenfalls die Schutzausrüstung – nicht weil ich gefallen wäre, sondern weil sie gut gepolstert ist und gegen den kalten Fahrtwind isoliert. So blieben die Knie warm. Die Fußzehen dagegen hätten sich – trotz Merino-Wandersocken und Bergschuhen – über beheizte Schuheinlagen gefreut. Aber für solche Ausgaben fahre ich dann doch zuwenig im Winter. Die Fußzehen sind wahrscheinlich die „schwächste“ Stelle bei Winter-Ausfahrten, da man sie in der Regel kaum bewegt. Eine gute Sache wäre noch eine winddichte Sturmhaube gewesen, da es an Kinn und Nase doch recht frostig wurde. Bei einer Fahrtzeit von 35 Minuten, war es aber gerade noch ok, ohne Sturmhaube.
KingSong KS 18 L – ein Allround-Talent
Das KingSong KS 18 L ist ein recht neues Einrad, das erst Mitte 2018 raus kam. Mit seinen 18 Zoll und gut 2000 W Leistung (4000 W Peak) ist es auf asphaltierten Wegen mit bis zu 50 km/h unterwegs. Ich fahre allerdings deutlich langsamer, da mir 30 km/h schon immer wie verrücktes „Rasen“ vorkommen. Aber das Einrad von KingSong punktet nicht nur auf Strassen, sondern kann auch sehr gut mit steilem und holprigem Gelände umgehen. Dass ihm selbst ein Regen- bzw. Schneeschauer nichts ausmacht, hat es heute ebenfalls bewiesen.
Der Schmutzfänger hinten am Einrad ist ebenfalls eine sehr praktische Sache. Viele Einräder haben diesen nicht und sind aus meiner Sicht damit weniger für Regenwetter geeignet. Ohne ihn hätte meine Jacke nach der Fahrt sicher ziemlich versaut ausgesehen.
Insgesamt ist das EUC von KingSong wirklich ein gelungenes Gesamtpaket. Der breite 18 Zoll Reifen macht das Fahren komfortabel und sorgt für eine gute Federung bei steinigem Gelände.
Ich hoffe, mein Beitrag konnte euch ein bisschen helfen, wenn ihr nach einem passenden Einrad Ausschau haltet oder euch fragt, ob man im Winter mit dem elektrischen Einrad durch die Prärie fahren kann. Ja, das kann man sehr gut, wenn der Matsch nicht tiefer als 4-5 cm ist. Danach wird es aber auch mit einem Fahrrad unlustig. ;-)
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Seit 2012 betreibe ich meinen Blog als Sir Apfelot und helfe meinen Lesern bei technischen Problemen. In meiner Freizeit flitze ich auf elektrischen Einrädern, fotografiere mit meinem iPhone, klettere in den hessischen Bergen oder wandere mit meiner Familie. Meine Artikel behandeln Apple-Produkte, Drohnen-News und Lösungen für aktuelle Bugs.
Hallo Jens,
Bist schon ein verrückter Kerl. Leider kann ich sowas aufgrund meines Schlaganfalls vor 10 Jahren nicht nicht mehr machen. Das hätte mir auch gefallen. So ein Einrad hätte ich auch sofort gekauft. Aber jetzt genug gejammert. Habe auch den Bericht über deine ersten Fahrversuche gelesen. Bei mir in der Nähe gibt es genug schöne Strecken, die ich früher ausführlich mit dem Rad und meinen Bekannten abgefahren habe. Ich wünsche Dir weiterhin noch viele unfallfreie Kilometer. Übrigens begeistert mich die Glaskugelfotografie. Ist nur schade, daß es bei uns Weihnachten keinen Schnee gibt. So wird der Hund meines Bruders hauptsächlich als Motiv herhalten müssen.
Gruß aus dem leider schneelosen München
Horst
Hallo Horst! Danke für die lieben Worte! Ich freue mich, dass du Spaß an der Glaskugelfotografie hast! Ich werde im nächsten Jahr nochmal einen Artikel mit ein paar Tipps schreiben… aber das Wichtigste sind natürlich gute Motive. Aber dazu braucht es nicht unbedingt viel Schnee. Auch grüne Wiese und blauer Himmel oder ein aus dem Horizont herausstehender Baum kann einen schönen Effekt haben. Ich drücke dir die Daumen, dass du noch ein paar Schneeflocken abbekommst! Und wegen dem Einrad werde ich natürlich vorsichtig bleiben und den einen oder anderen Artikel einstreuen! ;-) LG und ein frohes Fest! Jens
Hallo,
gibt es etwas neues zur Möglichkeit, EUCs „legal“ mit einer Haftpflichtversicherung zu fahren (ich bewege es eh nur auf Nebenstrecken und Feldwegen)? Hatte meins wasserdicht versichert, der Versicherer ist aber Wochen später ohne Begründung abgesprungen und hat den Versicherungsvetreag als ungültig erklärt (ich hatte alles, Police, Kennzeichen…).
MfG
Es gibt keinen rechtlich einwandfreien Weg, die Dinger auf der Straße zu fahren. Wenn dich jemand versichert, bist trotzdem du nachher der Dumme, denn die Versicherung zahlt nichts, da du keine Zulassung vorweisen kannst und die EUCs zu schnell sind, um sie ohne Zulassung zu fahren. Leider…