Die Snugle Linse für das Smartphone: Makrofotografie mit dem iPhone

Ich mag den Snugle. Durch die unkonventionelle Befestigung und die minimale Baugröße kann man die Linse immer im Gepäck dabei haben und auch mit einer Hülle verwenden.

Vor einigen Wochen hatte ich in meinem Instagram-Profil ein paar Likes eines Benutzers, in dessen Profil sehr hübsche Makrofotos zu finden waren. Auf der Profilseite fand ich dann einen Link zu Snugle – einer kleinen Makro-Linse für Smartphones.

Da die Webseite ein deutsches Impressum hatte, schrieb ich einfach mal unverfänglich an die dort hinterlegte E-Mail und bat um ein Testexemplar der Linse, da ich wirklich gerne Makroaufnahmen mache, aber aktuell leider keine passende Linse für das iPhone XS habe. Nach einer netten E-Mail-Antwort kam wenige Tage später mein erstes Snugle-Exemplar – bereit für die ersten Testfotos!

Der Snugle I – bereit für einen ausgiebigen Test bei Sir Apfelot (Fotos: Sir Apfelot).
Der Snugle I – bereit für einen ausgiebigen Test bei Sir Apfelot (Fotos: Sir Apfelot).

Warum ist die Snugle Makro-Linse besonders?

Zusatzlinsen für das iPhone und andere Smartphones gibt es im Handel mittlerweile wie Sand am Meer. Aber das Hauptproblem bei den Linsen ist, dass sie meistens nur auf ein besonderes iPhone-Modell passen, da sich die Position der Kameralinse beim iPhone fast jedes Jahr ändert und seit einigen Generationen sogar zwei Objektive verbaut sind. Im kommenden 2019er iPhone finden wir vermutlich sogar drei Objektive.

Dadurch bedingt, kann man sich eigentlich mit jedem iPhone auch ein neues Set an Zusatzlinsen kaufen, denn die Befestigung der Smartphone-Linsen ist meistens auf ein bestimmtes iPhone Modell zugeschnitten und ist mit dem neuen Gerät nicht mehr kompatibel.

So sieht der Snugle I aus – definitiv anders als alle anderen Zusatzlinsen, die man für das iPhone bekommen kann.
So sieht der Snugle I aus – definitiv anders als alle anderen Zusatzlinsen, die man für das iPhone bekommen kann.

Minimalismus macht flexibel

Hier gehen die Macher der Snugle Makro-Linse einen erfrischend unkomplizierten und innovativen Weg: Statt starrer Halterungen gibt es hier einen kleinen Klecks Klebeknete, mit der sich die Snugle-Linse nicht nur auf jedem beliebigen iPhone-Modell, sondern sogar auf jedem beliebigen Smartphone anbringen lässt. In meinen Fotos seht ihr, wie man vom Knetklumpen zur befestigten Linse kommt.

Mit dem wiederlösbaren Knete-Kleber lässt sich der Snugle schnell und unkompliziert am iPhone anbringen.
Mit dem wiederlösbaren Knete-Kleber lässt sich der Snugle schnell und unkompliziert am iPhone anbringen.

Snugle passt mit und ohne Hülle

Die Verwendung meiner iPhone-Hülle ist in der Vergangenheit ebenfalls immer kritisch gewesen, denn die meisten Zusatzlinsen für das iPhone kommen entweder mit einer eigenen Hülle oder sind so konstruiert, dass sie sich direkt um eine Kante des Apple Smartphones legen. Hat man eine Lieblingshülle, kann man eigentlich davon ausgehen, dass diese garantiert inkompatibel mit dem Linsensystem ist.

Durch die unkonventionelle Befestigung mit einem kleinen Knetklumpen und dank ihrer kleinen Bauweise lässt sich die Snugle-Linse mit jeder iPhone-Schutzhülle verwenden – oder auch ganz ohne Hülle.

Egal, welche Hülle man an seinem Smartphone hat: Solange die Kamera ausgespart ist, kann man auch den Snugle anbringen.
Egal, welche Hülle man an seinem Smartphone hat: Solange die Kamera ausgespart ist, kann man auch den Snugle anbringen.

Snugle I, II oder III

Aktuell gibt es nur die Modelle Snugle I und Snugle II, die quasi einen leichten und einen mittleren Vergrößerungsfaktor besitzen. Das Snugle III Modell ist mit einer besonderen Halterung geplant, da es die größte Vergrößerung besitzt und man entsprechend leicht verwackelt und eine größere Gefahr besteht, dass man die Linse nicht ganz zentriert aufsetzt.

Für meinen Test habe ich die Vorab-Versionen von Snugle I und II erhalten und konnte damit fotografieren. Ich hoffe, den Snugle III dann noch für einen weiteren Test zu erhalten, wenn er verfügbar ist. Die unten gezeigten Aufnahmen sind alle mit dem Snugle I gemacht. Ich werde demnächst noch ein paar Fotos mit dem Snugle II machen und diese dann in einem gesonderten Beitrag vorstellen, da dieser hier durch die Snugle-I-Fotos schon etwas groß geworden ist.

Hier sieht man die Snugle-Linse 1 (links) und 2 (rechts) im Bild.
Hier sieht man die Snugle-Linse I (links) und II (rechts) im Bild. Aufgrund der Bauweise ist die Snugle II schon schwerer anzubringen, da man sie noch genauer über der iPhone-Linse positionieren muss.

Optische Leistung der Makro-Linse

Wenn man die Snugle-Linse verwendet, ist es besonders wichtig, dass man sie genau über der vorhandenen Kameralinse anbringt und richtig zentriert. Liegt man hier “daneben”, erhält man unscharfe und verzerrte Bereiche im Bild, die man nicht haben möchte. Die Knetbefestigung hat also nicht nur Vorteile, aber es gibt auch viele Zusatzlinsen, die mit einem Clip am iPhone befestigt werden und sich ebenfalls nicht automatisch zentrieren. Diese Modelle haben also das gleiche Problem.

Ist die Makro-Linse erst mal am iPhone angebracht, geht es auf zum Fotografieren. Accessoires wie die Fotokugel könnt ihr getrost zu Hause lassen, denn die Linse ist vornehmlich für Nahaufnahmen gedacht und bringt – wie alle Makroobjektive – wenig Schärfentiefe ins Bild. Ein von Natur aus lichtschwaches Smartphone-Objektiv ist da nicht unbedingt ein Vorteil.

Links unten sieht man, dass das Foto langsam unscharf wird. Das ist ein normaler Effekt, der beim Einsatz solcher Zusatzlinsen auftritt. Je stärker die Vergrößerung, desto stärker wird diese Randunschärfe.
Links und rechts am Rand sieht man, dass das Foto langsam unscharf wird. Das ist ein normaler Effekt, der beim Einsatz solcher Zusatzlinsen auftritt. Je stärker die Vergrößerung, desto stärker wird diese Randunschärfe.

Bearbeitete Makrofotos, die mit dem Snugle I und dem iPhone XS gemacht wurden

Hier aber nun ein paar Aufnahmen, die ich mit dem Snugle machen konnte und die nach meinem Gefühl recht ansprechend geworden sind. Ich habe alle Aufnahmen leicht bearbeitet – also sie zugeschnitten und leichte Korrekturen bei Farbe, Kontrast und ähnlichem gemacht.

Eine Himbeere aus der Nähe.
Eine Himbeere aus der Nähe.

 

Diese Fliege war ebenfalls an Himbeeren interessiert.
Diese Fliege war ebenfalls an Himbeeren interessiert. Die Aufnahme hat nur eine geringe Schärfentiefe, aber die Details am Fliegenkopf sind schon nicht schlecht.

 

Hier ist der Kopf der Fliege in 100% Auflösung zu sehen. Das ist natürlich nicht mehr so scharf, wie beim kleingerechneten Bild, aber man sieht, wie groß die Auflösung der Makroaufnahmen eigentlich ist.
Hier ist der Kopf der Fliege in 100% Auflösung zu sehen. Das ist natürlich nicht mehr so scharf, wie beim klein gerechneten Bild, aber man sieht, wie groß die Auflösung der Makroaufnahmen eigentlich ist.

 

Hier sieht man eine Nahaufnahme von Flechten auf einem ca. 3 cm dicken Ast. Oben links ist ein Foto zu sehen, das ohne den Snugle gemacht wurde.
Hier sieht man eine Nahaufnahme von Flechten auf einem ca. 3 cm dicken Ast. Oben links ist ein Foto zu sehen, das ohne den Snugle gemacht wurde.

 

Nein, kein Gerät aus dem SM-Bedarf, sondern das Scrollrad der Satechi-Maus, die ich mal im Test hatte.
Nein, kein Gerät aus dem SM-Bedarf, sondern das Scrollrad der Satechi-Maus, die ich mal im Test hatte.
Eine Makrofotografie einer 1-Cent-Stücks. Obwohl das Snugle 1 nur den kleinsten Vergrößerungsfaktor der drei Snugle-Linsen hat, kann man schon enorme Details aufnehmen.
Eine Makrofotografie einer 1-Cent-Stücks. Obwohl das Snugle 1 nur den kleinsten Vergrößerungsfaktor der drei Snugle-Linsen hat, kann man schon enorme Details aufnehmen.
Sehr gelungen finde ich diese Bild einer Biene auf einer Sonnenblume. Ich hatte ungefähr 5 Fotos gemacht, bis ich eins hatte, auf dem die Biene auch scharf und in einer ansprechenden Position war.
Sehr gelungen finde ich diese Bild einer Biene auf einer Sonnenblume. Ich hatte ungefähr 5 Fotos gemacht, bis ich eins hatte, auf dem die Biene auch scharf und in einer ansprechenden Position war.
Eine Wäscheklammer von nah – sieht auch irgendwie interessant aus.
Eine Wäscheklammer von nah – sieht auch irgendwie interessant aus.

 

Ein Knopf auf dem EasyAcc F10, den ich ebenfalls vor kurzem im Test hatte. Ich habe nachgemessen: Er ist genau 7 mm breit.
Ein Knopf auf dem EasyAcc F10, den ich ebenfalls vor Kurzem im Test hatte. Ich habe nachgemessen: Er ist genau 7 mm breit.

 

Ein Torx-Schraubenkopf auf einer Terrassendiele. Oben links sieht man ein normales Foto der Diele.
Ein Torx-Schraubenkopf auf einer Terrassendiele. Oben links sieht man ein normales Foto der Diele. Die Unschärfe im linken Bildbereich kann eventuell durch eine nicht ganz korrekte Zentrierung der Snugle-Linse auf dem iPhone-Objektiv hervorgerufen worden sein.

 

Eine Blüte im Makrofoto – schöne Farben und die Struktur der Blütenblätter und des Stempels geben dem Foto eine ansprechende Wirkung.
Eine Blüte im Makrofoto – schöne Farben und die Struktur der Blütenblätter und des Stempels geben dem Foto eine ansprechende Wirkung.

 

Dieses Foto wirkt aus meiner Sicht besonders interessant, da der Stempel der Blüte scharf und der Rest unscharf ist.
Dieses Foto wirkt aus meiner Sicht besonders interessant, da der Stempel der Blüte scharf und der Rest unscharf ist.

 

Diese Blüte einer Rose war leider an einigen Stellen schon braun geworden. Trotzdem ist es aus meiner Sicht ein hübsches Fotomotiv.
Diese Blüte einer Rose war leider an einigen Stellen schon braun geworden. Trotzdem ist es aus meiner Sicht ein hübsches Fotomotiv.

 

Jede dieser Blüten ist nur 4-5 mm groß. Auf einem normalen iPhone-Foto wären sie total unauffällig gewesen. Mit dem Snugle 1 werden sie zum Hingucker.
Jede dieser Blüten ist nur 4-5 mm groß. Auf einem normalen iPhone-Foto wären sie total unauffällig gewesen. Mit dem Snugle 1 werden sie zum Hingucker.

 

Eine weitere hübsche Aufnahme einer Blüte. Auch hier ist der Bokeh-Effekt das Stilelement, dass das Foto so besonders macht.
Eine weitere hübsche Aufnahme einer Blüte. Auch hier ist der Bokeh-Effekt das Stilelement, dass das Foto so besonders macht.

 

Von der Bildkomposition keine Glanzleistung, aber man sieht bei der Kaffeebohne, welche Vergrößerung man schon mit dem Snugle 1 erreicht.
Von der Bildkomposition keine Glanzleistung, aber man sieht bei der Kaffeebohne, welche Vergrößerung man schon mit dem Snugle 1 erreicht.

 

Die Spitze eines Kugelschreibers im Makroformat. Leider auch wenig spannend vom Motiv, aber auch dieses Foto zeigt wieder die Leistung der Snugle-Linse.
Die Spitze eines Kugelschreibers im Makroformat. Leider auch wenig spannend vom Motiv, aber auch dieses Foto zeigt wieder die Leistung der Snugle-Linse.

 

Tipp: Macht viele Fotos!

Mein Tipp, der übrigens für alle Zusatzlinsen-Systeme für das iPhone gilt: Macht lieber ein paar Aufnahmen mehr, denn oft liegt die Schärfe falsch, der automatische Weißabgleich liegt daneben oder man hat einen falschen Bildausschnitt. Je mehr Fotos ihr zur Auswahl habt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein gutes dabei ist, bei dem alles stimmt.

Die Schärfe stellt man bei der Verwendung von solchen Linsen übrigens nicht mehr ein, indem man das Objektiv auf dem Display antippt, sondern man variiert den Abstand der iPhone-Kamera zum Fotomotiv. Da man nur eine geringe Schärfentiefe zur Verfügung hat, muss man genau die Anzeige im Auge behalten und im richtigen Moment abdrücken, denn bei Blumen im leichten Wind oder bei laufenden Bienen in Sonnenblumen verpasst man den richtigen Fokus ziemlich schnell – ich spreche aus Erfahrung.

Zusatzlinsen verwirren die Kameraautomatik

Ein weiteres Problem ist die Automatik der iPhone-Kamera. Diese ist oft von Zusatzlinsen irritiert, was man beim Knipsen daran merkt, dass die Farben, die Belichtung oder der Kontrast komisch werden. Bei mir hat zum Beispiel die 1x-Linse des iPhone XS ziemlich wirre Farben ausgeworfen, während das 2x-Teleobjektiv des iPhone XS sehr gut funktioniert hat.

Komische Farben bringt das iPhone manchmal zu Tage, wenn die Kameraautomatik von der Linse irritiert ist (Foto: Sir Apfelot).
Komische Farben bringt das iPhone manchmal zutage, wenn die Kameraautomatik von der Linse irritiert ist (Foto: Sir Apfelot).

Wann kann man den Snugle kaufen?

Leider muss man sich noch ein bisschen gedulden, bis die drei Snugle-Modelle im Handel erhältlich sind. Der Plan ist, dass im Oktober/November 2019 die ersten Modelle im eigenen Webshop auf LilScope.com zu finden sind. Später lassen sich die Snugles dann eventuell auch über Amazon bestellen. Ich werde das dann hier entsprechend ergänzen.

Ich mag den Snugle. Durch die unkonventionelle Befestigung und die minimale Baugröße kann man die Linse immer im Gepäck dabei haben und auch mit einer Hülle verwenden.
Ich mag den Snugle. Durch die unkonventionelle Befestigung und die minimale Baugröße kann man die Linse immer im Gepäck dabei haben und auch mit einer Hülle verwenden.

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