Hier bei Sir Apfelot klären wir hin und wieder, was hinter bestimmten Schadsoftware-Arten und ihren englischen Namen steckt. Heute bekommt ihr die Antwort auf die Frage: Was ist Stalkerware? Und wie der Name schon vermuten lässt, so handelt es sich um Software, die dazu genutzt wird, um andere Leute zu stalken. Das Stalking, also das belästigende Nachstellen einer Person, wird dabei meist mit geheim installierter und unauffällig genutzter Software realisiert. Deshalb gibt es auch Überschneidungen mit Spyware, also Spionage-Programmen. Von Stalkerware spricht man, wenn das Nachspionieren z. B. aus unerwiderten Gefühlen, Eifersucht, Kontrollsucht oder anderen niederen Beweggründen (a)sozialen Miteinanders geschieht.
Kapitel in diesem Beitrag:
Stalkerware – Spyware, die mit Psychoterror einhergeht
Stalkerware wird von den Täter/innen, meist von Männern, aus einer Kontrollsucht heraus eingesetzt. Sie wollen ihre Opfer überwachen und wissen, wo sie sind, was sie tun, mit wem sie kommunizieren sowie dergleichen mehr. Im Rahmen von Beziehungen, Ehen oder anderen Familienverhältnissen gibt es auch Verbindungen zur häuslichen Gewalt. Nicht selten dient das Cyberstalking außerdem dem Extrahieren von Daten, Logins, Dateien wie Fotos und Videos oder ähnlichen Inhalten.
Merkmale der für das digitale Stalking eingesetzten Spionagesoftware können sein:
- Erwerb von umfangreichen Überwachungsfunktionen (Keylogging, Erstellen von Screenshots, Zugriff auf Mikrofon / Kamera, Standort-Weitergabe, Aufzeichnung der Internetaktivitäten, etc.)
- Die Ausführung erfolgt ohne Kenntnis der Geräte-Nutzer/innen (ggf. gibt sich die Stalkerware als System-Prozess oder -Werkzeug aus)
- Die Software erscheint ggf. nicht in der Übersicht der installierten Programme, was das Aufspüren und Deinstallieren erschwert
- In der Regel stammt die Software von außerhalb des App Stores, des Play Stores oder anderer proprietärer Quellen, es gibt aber auch Ausnahmen
- Kommerziell angebotene Spy- und Stalkerware wird meist für die Überwachung der Kinder oder sogar explizit für die Überwachung von Partner/innen beworben
Falls auch du mit dem Gedanken spielst, Stalkerware einzusetzen, um bspw. die zurückgelegten Wege einer anderen Person zu verfolgen, hier mein Tipp: Finde lieber deinen eigenen Weg. Zum Beispiel in eine Therapie zur Bewältigung deiner Kontroll- respektive Eifersucht.
Aber nicht nur Software von Hacker/innen oder skrupellosen Unternehmen wird zum Verfolgen und Terrorisieren anderer Personen genutzt. Auch jegliche Art von GPS-Trackern – etwa die AirTags von Apple – und andere Hardware für die Standort-Verfolgung kann dafür ausgenutzt werden. Hinzu kommt die (unfreiwillige) Standortübermittlung durch Bordmittel, für die es keine zusätzliche Schadsoftware braucht. Zum Beispiel kann man auf vielen Smartphones die Standortübermittlung für einzelne oder alle Kontakte aktivieren. Was auf Reisen praktisch sein kann, damit niemand aus der Gruppe verloren geht, kann von Dritten aktiviert dem digitalen Stalking dienen.
Zahlen und Quellen zu Cyber-Gewalt, Stalkerware und Psychoterror
Bereits im Juni 2017 schrieb das Europäische Institut für die Gleichberechtigung der Geschlechter (European Institute for Gender Equality), dass Cyber-Gewalt eine wachsende Gefahr für Frauen und Mädchen darstellt. Im Artikel mit dem Titel Cyber violence is a growing threat, especially for women and girls heißt es unter anderem frei übersetzt, dass man die digitale Gewalt nicht losgelöst von anderer physischer und psychischer Gewalt sehen darf. Belästigungen, Stalking und Gewalt gehen digital und analog Hand in Hand – nicht selten ausgehend von den gleichen Personen. Es wurde damals geschätzt, dass mindestens 10% der Frauen und Mädchen ab 15 Jahren schon mit Cyber-Gewalt in Kontakt gekommen sind.
Weitere Zahlen kann man einer Umfrage des National Public Radio aus den USA entnehmen. Bereits 2014 ergab die Befragung von über 70 Einrichtungen für Opfer häuslicher Gewalt sowie Frauenhäusern, dass 85% von ihnen mit Personen arbeiten, deren Missbraucher/in sie über GPS getrackt hat. Drei Viertel gaben an, dass sie mit Opfern von Gewalt zusammenarbeiten, die von den Tätern abgehört oder anderweitig überwacht wurden, mit Spyware bzw. Stalkerware. Fast die Hälfte der Einrichtungen hatten zudem die Regel, dass auf ihren Grundstücken kein Facebook genutzt werden durfte – um die aufgenommenen Personen davor zu schützen, online ihren Standpunkt preiszugeben. Auch wenn die Umfrage schon acht Jahre zurückliegt, so ist die Quelle trotzdem lesenswert.
Noch mehr Infos, Zahlen und Quellen findet ihr im englischen Wikipedia-Artikel zum Thema Stalkerware. Eine Anlaufstelle für Stalking-Opfer kann z. B. die Polizei-Beratung zum Thema Stalking sein. Weiterhin gibt es eine Themenseite Stalking vom Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, dessen Nummer 08000116016 lautet.
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Johannes hat nach dem Abitur eine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten in der Fachrichtung Fremdsprachen absolviert. Danach hat er sich aber für das Recherchieren und Schreiben entschieden, woraus seine Selbstständigkeit hervorging. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun u. a. für Sir Apfelot. Seine Artikel beinhalten Produktvorstellungen, News, Anleitungen, Videospiele, Konsolen und einiges mehr. Apple Keynotes verfolgt er live per Stream.